SZ-Magazin: Herr Professor Menke, die dunkle Jahreszeit hat begonnen. Nehmen die Depressionen jetzt tatsächlich zu – oder sind Winterdepressionen ein Mythos?
Menke:
Es stimmt schon: Einige Menschen ziehen sich zu Beginn der dunklen Jahreszeit zurück und würden am liebsten das Haus nicht mehr verlassen. Sie sind energielos, haben ein erhöhtes Schlafbedürfnis und oft gesteigerten Appetit. Das ist eine saisonale affektive Störung, gegen die eine Lichttherapie gut helfen kann. So etwas ist behandlungswürdig – aber sie ist nicht so schwer wie andere Untergruppen der Depression. Deren Häufigkeit hängt nicht von der Jahreszeit ab und bleibt stetig auf dem gleichen Niveau.
»Wenn die Widerstandskraft aufgebraucht ist, kann sich eine Depression entwickeln«
Toxischer Stress ist der Hauptgrund für eine beginnende Depression. Der Psychiater Andreas Menke erklärt, wie man ihn rechtzeitig erkennt, warum ADHS ein stark unterschätzter Frühmarker ist und eine Depression die Lebenserwartung um bis zu 10 Jahre verkürzen kann.