SZ-Magazin: Frau Sommer, bis vor gar nicht so langer Zeit lautete die Überzeugung der Wissenschaft: Trotz aller biologischer Unterschiede zwischen dem männlichen und weiblichen Körper funktionieren die Gehirne dieser beiden Geschlechter gleich. Sie haben nun ein ganzes Buch darüber geschrieben, warum das nicht der Fall ist. Wie kamen Sie dazu?
Iris Sommer: Es war schon immer klar, dass die Gehirne von Frauen kleiner sind als die von Männern, auch in Relation zur Gesamtkörpergröße. Und zwar nicht unerheblich: Wir sprechen von 10 bis 15 Prozent. Das betrifft nicht nur den Umfang des Organs, sondern auch die Zahl der Neuronen, die sich im Großhirn befinden. Wären wir Menschen Computer, würde man daraus sofort ableiten können, dass Männer schlauer sind als Frauen. Diesen Befund fand ich ziemlich erschreckend, weil ich als Professorin mein Geld mit dem Denken verdiene.
»Frauen sind oft fleißiger und willensstärker, aber weniger risikobereit«
Das weibliche Gehirn unterscheidet sich vom männlichen – nicht nur in der Größe. Was aber bedeutet das im Alltag? Die Psychiaterin Iris Sommer über Hormone, Bewerbungen – und die biologische Tatsache, dass es mehr als zwei Kategorien von Geschlecht gibt.