Die Routine des Entsetzens

Nach den Taten der Hamas hatte unser Kolumnist mit einer Welle des Mitgefühls gerechnet, so wie nach früheren Terroranschlägen. Stattdessen scheint es, als blickten viele Menschen in Deutschland eher kühl auf die Situation in Nahost. Oder trügt das Gefühl?

Auf einer Kundgebung in Köln mit dem Motto »Aufstehen gegen Israelhass und Antisemitismus« hält ein Teilnehmer ein Bild der israelischen Flagge hoch. Solche Veranstaltungen gab es in mehreren deutschen Städten, aber eine Massenbewegung wurde nicht daraus.

Foto: Thomas Banneyer/dpa

Liege ich falsch, wenn ich eine gewisse Kälte fühle, mit der man in Deutschland auf das Massaker der Hamas in Israel reagiert?

Als islamistische Terroristen am 11. September 2001 ihre Flugzeuge in die Türme des New Yorker World Trade Centers lenkten, als Killer derselben Gesinnung Anfang 2015 die Redaktion von Charlie Hebdo massakrierten, als im November desselben Jahres weitere Verbrecher im Pariser Bataclan, auf den Terrassen einiger Cafés und Restaurants und vor dem Stade de France wüteten, da war die Trauer auch hier überall zu spüren. Und viele waren ja auch stolz darauf, zum Beispiel eine Je suis Charlie-Plakette zu tragen, in den sozialen Medien zu posten oder was weiß ich damit zu tun.