Der Placeboeffekt, ein Wunderheiler

Nur: Wie kann man sich den Effekt im Alltag zu Nutze machen? Die Neurologin Ulrike Bingel über wirksame Scheinoperationen, die Hintergründe der Homöopathie – und die Frage, ob man Beipackzettel lesen sollte.

Foto: Getty Images / Aleksandr Zubkov

Frau Bingel, seit fast 20 Jahren erforschen Sie den Placeboeffekt. Haben Sie in letzter Zeit etwas herausgefunden, das Sie noch überrascht hat?
Ja! Und zwar, dass »Open Label Placebos« tatsächlich wirksam sein können.  

Was ist das?
Lassen Sie mich zuerst nochmal den Placeboeffekt erklären: Darunter versteht man eine positive psychologische oder körperliche Reaktion, die nach der Einnahme von Scheinmedikamenten auftritt. »Open Label Placebos« sind nun Placebos, bei denen der Patient genau weiß, dass er nur ein Scheinmedikament bekommt. Ted Kaptchuck, ein Wissenschaftler der Harvard Medical School in den USA, fand 2016 heraus, dass das bei Patienten mit Reizdarmsyndrom und mit chronischen Rückenschmerzen hilfreich ist. Ich hatte, ehrlich gesagt, nicht damit gerechnet, dass das funktioniert.