SZ-Magazin: Herr Kabisch, die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, pro Tag nicht mehr als 50 Gramm Zucker zu sich zu nehmen. Warum ist Zucker so schädlich für den Körper?
Stefan Kabisch: Nur für Karies ist dieser Grenzwert etabliert und solide durch Daten hinterlegt – nicht für Herzinfarkt, Diabetes, Schlaganfälle oder Krebs. Da könnte der Grenzwert darüber oder darunter liegen. Zuckerkonsum wird in Studien stark mit diesen Erkrankungen assoziiert. Aber: Leute, die viel Zucker essen, essen in der Regel auch mehr Fleisch und weniger Gemüse, bewegen sich weniger und rauchen häufiger. Das sind oft ärmere Menschen. So gibt es plötzlich viele Faktoren, die alle erklären könnten, dass diese Leute übergewichtig sind, dass sie Diabetes haben und früher sterben. Der Zucker ist ein plausibler Kandidat, der dazu beiträgt. Wir würden auch nicht davon ausgehen, dass Zucker vor diesen Krankheiten schützt. Aber die Größe des Effekts, die aus Beobachtungsstudien suggeriert wird, ist vielleicht überschätzt.
»Das Bedürfnis nach Süßem lässt schon nach zwei bis drei Wochen nach«
Zucker ersetzen? Unbedingt, sagt Ernährungsmediziner Stefan Kabisch. Im Interview erklärt er welche Ersatzprodukte am gesündesten sind, womit er einen Joghurt süßen würde – und wie man den Süßdrang langfristig verlernt.

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