»Meine inneren Dämonen sind alle noch da«

Seit einem halben Jahrhundert dreht Martin Scorsese Filme, die die Welt bewegen. Bei seinem neuen Werk wäre ihm fast die Kraft ausgegangen. Ein Gespräch über das Drama der mensch­lichen Existenz, seine Kindheit unter Mafiosi und segensreiche Fehler seiner Schauspieler.

Ein ungewöhnlich ruhiger Moment: Eigentlich ist der Regisseur ein eher quirliger Mensch.

Foto: Brigitte Lacombe/Netflix

New York, Upper East Side. Die Gegend, in der die Stadt vor Geld zu platzen scheint. Zahnbürstengepflegte Bürgersteige, gestutzte Hecken, Autos groß wie Gartenhäuser. Wenn hier jemand auf der Straße zu Fuß ist, ist er entweder Dog Walker für reiche Familien oder Kindermädchen auf dem Weg in den Park. Oder halt Journalist aus Deutschland auf der Suche nach Martin Scorseses Townhouse. Der Regisseur hat zum Interview nach Hause gebeten, ist am einfachsten für ihn, gerade so viel los. Sein neuer Film The Irishman (ab 14.11. im Kino, ab 27.11. auf Netflix) ist nach vielen Jahren Vorarbeit endlich bereit fürs Kino: ein gewaltiges Epos, dreieinhalb Stunden lang, die Geschichte des Killers Frank Sheeran, der in den Fünfziger- und Sechzigerjahren für die Mafia arbeitete und dann zum engsten Begleiter des Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa wurde. Der Film ist fertig, jetzt sind noch Details zu klären mit dem Streamingdienst Netflix, der den Film finanziert hat, diverse Premieren­feiern stehen an, Empfänge, all das Drumrum, das eben sein muss, wenn einer der größten Regisseure der Gegenwart einen neuen Film fertig hat.