Als Jürgen Klinsmann neulich die große Friedenskonferenz mit den Bundesliga-Managern per Powerpoint-Präsentation einzuleiten drohte, soll sich ein Zwischenrufer gemeldet haben: »Aber bitte nicht so lang, Jürgen. Wir wollen reden.« Man kann sicher sein, dass der Einwurf von Uli Hoeneß kam, wenngleich das Wort »bitte« erstaunt. Vermutlich kochte der Bayern-Manager bereits beim Anblick der Dekoration. »Wofür wir stehen«, las er auf einem Plakat, darunter eine bunte Pyramide mit Motivationsfloskeln und lauter Ausrufezeichen. Hoeneß empfindet so etwas als Quatsch. Oft wurde der Streit der beiden als Konflikt zweier sturer Machtmenschen gedeutet, tatsächlich handelt es sich um einen Kampf der Kulturen. Während der Bayern-Manager bekennt, dass er die Mailbox seines Handys nicht abhört und E-Mails sowieso ablehnt, verbringt Klinsmann den halben Tag am Laptop. Hoeneß poltert in Ottobrunn, Klinsmann mailt aus Kalifornien. Hoeneß will, dass seine Spieler rennen wie die Wahnsinnigen, Klinsmann betreibt ein »Projekt« und propagiert »proaktives Handeln«. Hoeneß erzählt, dass es früher jeden Freitag vor dem Spiel Schweinsbraten gab und »der Bulle Roth am Samstagnachmittag mal einen ganzen Erdbeerkuchen verdrückt und dann jeden Gegner niedergerannt hat«. Klinsmann zieht braun gebrannte amerikanische Fitnesstrainer hinzu und lässt die Kicker den »Illinois Agility Test« absolvieren. Hoeneß sagt: »Diese amerikanischen Methoden können nicht alles sein.« Klinsmann sagt: »Think positive!«
Fotos: ap, dpa
Uli Hoeneß & Jürgen Klinsmann
Zwei, die nicht miteinander können.