Wenn Yoko Ono und Paul McCartney irgendwann vor einen noch höheren Richter als John Lennon treten müssen, dürfte es ein ziemlich unhimmlisches Geschrei geben. »Du hast gesagt, ich komponiere schlecht«, wird Paul Yoko ankeifen, »Tust du auch«, wird sie zurückzetern. Und eine Stunde und tausend Du-Du-Dus später werden sie sich erschöpft, aber keinesfalls versöhnt in den Armen liegen und tränenüberströmt den Satz sagen, der bislang noch nie fiel: »Du hast ihn mir weggenommen!« Denn darum geht es im Kern dieses bizarren Streits, der seit fast vierzig Jahren immer wieder aufflammt und abflaut, sporadisch von stets nur vorläufigen Friedensschlüssen unterbrochen: Sie hat ihm John weggenommen. Er hat ihr John weggenommen. Wäre sie damals nicht gekommen, dann wäre Paul immer noch mit John unterwegs. Wäre er nicht gewesen, wäre aus John kein Beatle und Mordopfer geworden. Yoko weiß, dass John seine besten Tage mit Paul hatte. Paul weiß, dass er selbst seine besten Tage vor Yoko hatte. Aus diesem Beziehungsdreieck gibt es kein Entrinnen, sein Grundmuster erinnert an Schulhofzeiten, wenn der beste Freund auf einmal seine erste Freundin hat und die guten Zeiten perdu sind. Normale Menschen würden älter und klüger werden und sich irgendwann versöhnen. Musiker aber sind zu ewiger Jugend verdammt. Neulich ließ Paul sich hinreißen und nannte Yoko »nicht die Hellste«. Yokos überraschender Schachzug: Sie lobte Pauls Talent. Perfider geht es wirklich kaum noch.
Fotos: ap, dpa
Paul McCartney & Yoko Ono
Zwei, die nicht miteinander können.