Der typische Snowboarder, wie man ihn heute in den Alpen antrifft, ist ein Berliner oder Holländer, der zuvor mehrere Jahre erfolglos versucht hat, Ski zu fahren. Wenn es steil wird, legt er sich auf den Rücken und rutscht hangabwärts. Im Flachstück muss er mit einem Softboot aus der Bindung steigen und über die Piste humpeln, weil sein Equipment keine Skistöcke zum Abstoßen vorsieht. Auf allen anderen Strecken stellt er sein Board quer zum Hang und kratzt Richtung Tal. So vernichtet er den Restschnee, den die Klimakatastrophe noch übrig gelassen hat. Erst recht wurmt es den Skifahrer, dass ihn die selbst ernannten jungen Wilden in die Rolle des reaktionären Spießers gedrängt haben. Das müsste nicht sein, denn das Hippie-Image der Boarder ist nur eine Marketingerfindung der Hersteller, um die völlig überteuerten Boards besser zu verkaufen. Freiheit hat nun mal ihren Preis! Immerhin garantiert das Brett auch dem letzten Dilettanten nach kurzem Üben sein Erfolgserlebnis, außer der ausgewählte Hügel ist steil oder flach (siehe oben). Der Skifahrer dagegen dackelt anfangs wochenlang seinem – im schlimmsten Fall österreichischen – Skilehrer hinterher. Dafür darf er sich später moralisch überlegen fühlen, sein Handwerk solide erlernt zu haben und der Funsport-Industrie nicht auf den Leim gegangen zu sein. Dies wäre umso mehr der Fall, hätte er sich nicht vor einigen Jahren die völlig überteuerten Carving-Ski andrehen lassen, mit denen wirklich jeder Berliner oder Holländer den Berg hinunterkommt.
Fotos: mecom, dpa
Skifahrer & Snowboarder
Zwei, die nicht miteinander können.