»Ein Kompliment befeuert das Selbstwertgefühl«

Wertschätzung in Worte zu fassen, ist für Beziehungen sehr wichtig. Worauf kommt es dabei an? Wie erkennt man, ob man manipuliert wird? Und was, wenn der Partner einem zu wenig Komplimente macht? Ein Gespräch mit der Psychotherapeutin Christine Geschke.

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SZ-Magazin: Frau Geschke, was war das schönste Kompliment, das Sie jemals bekommen haben?
Christine Geschke: So spontan kann ich das nicht mehr sagen. In jüngeren Jahren freute ich mich über Komplimente zu meinem Äußeren, heutzutage freue ich mich, wenn Klienten mir bestätigen, dass sie eine tolle Sitzung hatten. Wenn sie es gut fanden, wie ich ihnen Raum gegeben habe oder wie ich etwas analysiert habe, worauf sie selbst noch nie gekommen sind.

Ist es denn noch zeitgemäß, einer Frau zu sagen, sie sähe heute Abend gut aus?
Auf jeden Fall. Wie könnte das jemals aus der Mode kommen oder an Wert verlieren? Komplimente sind Ausdruck einer Wertschätzung, und zwar nicht nur in einer Mann-Frau-Beziehung. Es stärkt jede Beziehung, wenn der eine dem anderen ein Kompliment macht und der andere sich bedankt, ehrlich freut und vielleicht sogar ein Kompliment zurückgibt. Dann entsteht eine von Sympathie getragene Basis, auf der alles Zukünftige wachsen kann. Aber es kommt auch auf die Qualität des Kompliments an. »Deine Schuhe gefallen mir« ist eher oberflächlich, da steckt nicht viel Persönliches drin.