»Alles, was wir sind, ist im Staub«

Der Chemiker und Philosoph Jens Soentgen erforscht Staub: in Wohnungen, im Stadtverkehr, im Weltall. Im Interview erklärt er, wo sich Staubmäuse besonders wohlfühlen, warum ein leerer Staubsaugerbeutel beim Hausputz nicht optimal ist – und wie der Klimawandel unser Leben immer staubiger macht.

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SZ-Magazin: Eine Szene in der Serie »Friends«: Monica saugt mit einem Handstaubsauger einen großen Staubsauger ab und sagt dann, ernsthaft verzweifelt: »Warum gibt es keinen ganz kleinen Staubsauger, um damit den Handstaubsauger zu reinigen?« Warum kann Staub Menschen so wahnsinnig machen?
Jens Soentgen: Weil es der Kampf mit der Unendlichkeit ist. Wenn man mit Kehrblech und Besen etwas aufkehrt, bleibt ja auch immer dieser eine Streifen übrig. Dann kehrt man nochmal quer zu dem Streifen, dann noch mal, aber der Streifen wird nur dünner, er verschwindet nicht. Selbst wenn man wie hier in den Physiklaboren einen Reinraum einrichtet, der Schleusen hat, wo die Leute Klamotten anziehen müssen, die keine Partikel freisetzen, und wo die Luft gefiltert wird – selbst in diesen Räumen ist noch Staub. Staub ganz loswerden zu wollen, ist aussichtslos.