SZ-Magazin: Sie sind das einzige Kind einer Opernsängerin und eines Opernsängers. Wie war es, in einem Künstlerhaushalt aufzuwachsen?
Nicholas Ofczarek: Ich sehnte mich danach, das normale Kind normaler Eltern zu sein, aber wir zogen alle paar Jahre in die Orte um, wo meine Eltern ein Engagement fanden. Wenn wir für einige Jahre nach Graz oder St. Gallen zogen, hieß das für mich, in einer fremden Schule zurechtkommen und neue Freunde finden zu müssen. Als Kind war das ein Abenteuer, als Teenager ein Drama aus Wut, Schmerz und Trauer. Meine Eltern lobten, wie schnell ich die jeweiligen Dialekte annahm. Ich musste meine Identität wahren und sie gleichzeitig vollständig wechseln. Das war eine gute Vorbereitung für einen Schauspieler. Ich bin wirklich jedes Mal ein anderer Mensch, wenn ich mit Ihnen St. Gallener Dütsch, Graubündnerisch, Kärntnerisch, Steirisch oder Hochdeutsch rede.
»Die Schauspielerei ist ein Angstberuf«
Nicholas Ofczarek spielt seit fast drei Jahrzehnten auf derselben Bühne, im weltberühmten Burgtheater in Wien. Ein Interview über unerträgliche Regisseure, merkwürdige österreichische Ehrentitel und das ewige Gefühl, ein Hochstapler zu sein.