»Auf einmal sind Verbote sexy«

Der Soziologe Armin Nassehi ist als politischer Berater gefragter denn je. Ein Gespräch über ungekannte Freiheitsbeschränkungen, die bürgerliche Romantisierung der Isolation, Söders Krisen-Rhetorik und die Frage, wie es um die Seele unserer Gesellschaft bestellt ist.

Gefragte Stimme in Zeiten der Krise: der Münchner Soziologe Armin Nassehi.

Foto: Hans-Günther Kaufmann

Seit ein paar Wochen nun weisen VirologInnen der Politik den Weg. Sind die SoziologInnen nicht etwas zu kurz gekommen in den Entscheidungsfindungsprozessen der letzten Wochen? »Zu kurz würde ich nicht sagen, aber gerade hat eben die Stunde der Mikrobiologie, nicht der Makrosoziologe geschlagen«, sagt Nassehi. Das Interview findet am Mittwoch per FaceTime statt, dem Tag, an dem der Bundestag den Nachtragshaushalt für 2020 und damit das größte Rettungspaket seit der Gründung der Bundesrepublik beschließt.

SZ-Magazin: In einem Superman-Cartoon sitzt Superman auf dem Sofa, in der Hand eine Zeitung, auf der steht: »Stay at home«. Eine Frau kommt herein: »Willst du nicht endlich was gegen dieses Corona-Virus unternehmen?« Superman antwortet: »Mache ich doch.«
Armin Nassehi: Ich habe auch eine schöne Karikatur gesehen, einer sitzt auf dem Sofa und sagt: »Früher bin ich nur herumgesessen, jetzt rette ich Leben.«