»Mutter zu werden hat mich eine Liebe gelehrt, die ich zuvor nicht gekannt hatte«

Die Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie wurde mit ihren Büchern zu einem Star des Feminismus – nach zwölf Jahren und drei Kindern erscheint nun ihr neues Werk »Dream Count«. Ein Gespräch über Mutterschaft, Scham – und die männliche Machtübernahme in den USA.

Chimamanda Ngozi Adichie pendelt mit ihrer Familie zwischen einem Vorort von Baltimore und Nigerias Hauptstadt Lagos. Ihr Mann, ein Arzt, stammt ebenfalls aus Nigeria.

Im Haus von Chimamanda Ngozi Adichie in einem Vorort der US-Stadt Baltimore herrscht reger Betrieb. Aus der Küche schallen Afrobeats. Adichies großer Bruder trägt einen ihrer zehn Monate alten Zwillinge durchs Wohn­zimmer, ihre Haushälterin steht an der Spüle und wäscht Früchte, ihre Nanny bereitet das Mittagessen für die Babys vor. Die neunjährige Tochter ist noch in der Schule. Die nige­rianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie, 47, ist im ver­gangenen Jahrzehnt zu einer feministischen Ikone geworden, die mit Angela Merkel oder Michelle Obama auf Podien diskutiert. Als sie wenig später in pinkfarbenen Fellschlappen die Küche betritt, wirkt es, als ob sich auch die Menschen in diesem Haus an ihr ausrichten wie Metallspäne an einem Magneten. Adichie aber will von der deutschen Journalistin wissen, was von diesem Mann namens Merz zu halten sei. Sie hat neben Kreativem Schreiben auch Politik- und Kommunikationswissenschaften studiert und kennt sich gut aus mit deutscher Politik. Zum Interview bittet sie ins Esszimmer, da herrsche ein wenig Ruhe.