Der Rat der Weisen

Hundertjährige haben Ehekrisen, Kriege und Techno überlebt. Deshalb stellen wir ihnen die Fragen, die uns schon immer beschäftigten.

SZ-Magazin: Wie viel Paar Schuhe braucht man im Leben? Drei Paar reichen aus: ein bequemes zum Einkaufen, ein modisches fürs Theater und Wanderschuhe. Angeblich sollen manche Leute mehr als 20 Paar besitzen. Ich glaube, das kann man eine Sünde nennen.

Else Weber, 100 Jahre

Meistgelesen diese Woche:

SZ-Magazin: Wie funktioniert die perfekte Ehe? Man muss alles gemeinsam entscheiden und vorher schon ein Stückl zusammen- gelebt haben. Damit man weiß, dass es nicht nur Sonntage, sondern auch Wochentage gibt. Und nicht gleich ins Bett steigen!

Dora Weber, 100 Jahre

SZ-Magazin: Kann man schlechte Erfahrungen verdrängen? Die wichtigen Bilder des Lebens hat man immer vor sich, die guten wie die schlechten. Ein Datum oder ein Detail kann schon mal weg sein, aber was einschneidend im Leben war, das wird man nicht mehr los. Man darf sich aber über die Fehler, die man im Leben gemacht hat, nicht so ärgern, jeder trifft mal falsche Entscheidungen. Es kommt, wie es kommen muss. Und wenn Sie heute was erleben, worüber Sie sich ärgern, dann passiert nach einiger Zeit etwas, wodurch Sie verstehen: Ah! Deswegen musste das so sein!

Käthe Königer, 101 Jahre

SZ-Magazin: Ist Hip-Hop überhaupt Musik? Die jungen Leute tanzen und schreien dazu: Das ist doch das Wichtigste! Junge Menschen müssen einfach feiern und lustig sein – egal zu welcher Musik. Diese großen, großen Gefühle, die Jugendliche haben, die müssen doch raus. Musik macht den Menschen besser, lässt ihn nachdenken, vereint ihn mit seinen Mitmenschen. Man erlebt, was der Musiker fühlt. Das gilt eigentlich für jedes Alter. Gehen auch Sie öfter ins Konzert!

Zalamans Edelmans, 100 Jahre

SZ-Magazin: Was hilft gegen Trauer? Wenn rabenschwarze Gedanken kommen – und die kommen bei jedem einmal –, dann hat der Mensch so viel innere Kraft, damit kann er alles überwinden. Jeder hat die, man muss sie nur wecken. Wenn die Menschen nur wüssten, welche Kräfte in ihnen ruhen!

Was ist wichtiger: Klugheit oder Schönheit? Mein Mann war sehr schön. Schwarze Haare, wunderbare blaue Augen und ein Sportfex. Würde ich nie mehr heiraten, einen schönen Mann, das war ein großer Fehler. Der war von einer Eitelkeit! Er hat immer gesagt: »Ich kann nichts dafür, immer sind es die Frauen, die mich verführen wollen.« Aber ich durfte andere Männer nicht einmal anschauen. Dabei wollte ich doch gar keinen anderen! Nur blanke Schönheit taugt nichts, mit Klugheit kommt man weiter.

Kommt Dieter Bohlen in den Himmel oder in die Hölle? Jeder muss seine Sünden für sich selbst verantworten, das kann niemand anderes für einen übernehmen! Auch der Bohlen muss das mit sich selbst ausmachen, wenn er mal so weit ist.

Berta Kerndl, 100 Jahre

SZ-Magazin: Wann muss man Nein sagen? Während der großen Inflation habe ich in New York gelebt, in der Bronx. Jemand wollte sich Geld von mir leihen und hat gesagt: "Das ist morgen garantiert doppelt so viel wert, wenn ich es dir zurückgebe." Ich habe geantwortet: "Schwätz doch nicht so einen Mist, das kannst du mir nicht erzählen." Man muss mit einem gesunden Selbstvertrauen durchs Leben gehen und mit einem Pferdeverstand. Man darf sich kein X für ein U vormachen lassen. Und auch mal etwas ablehnen. Man kann sich viele Sorgen ersparen, wenn man kein Geld borgt.

Was ist der Sinn des Lebens? Das ist sehr kompliziert und, ehrlich gesagt, bin ich selbst noch nicht ganz durch mit dem Thema. Ich glaube aber fest daran, dass unsere Bemühungen belohnt werden. Das Dumme ist nur, dass wir immer alles verstehen wollen - und das können wir gar nicht. Man muss seinen Verstand auch ausschalten können und sich fallen lassen. Manchmal ist es besser, nicht so viel zu denken, sondern einfach zu glauben.

Elisabeth Zimmer, 102 Jahre

Protokolle: Lars Spannagel; Fotos: Ulrike Frömel; Haare und Make-up: Aleksandra Stiphout, Marion Hartmann, Nadja Kaiser, Vesna Desiderio/Top Team