»Beleidigen sollte man nur Menschen, die man liebt«

Seit Jahrzehnten stößt der Philosoph Slavoj Žižek andere vor den Kopf. Vor Kurzem ist er siebzig geworden und noch angriffslustiger: ein Gespräch über T-Shirts, Hegel, Sex und die Grünen.

Es ist schwierig, Slavoj Žižek ohne Hände im Gesicht zu fotografieren.

»Ich bin alt und erschöpft, also bitte nicht länger als zwei Stunden«– das hat er in jeder Mail, die diesem Treffen vorausging, betont. Aber als Slavoj Žižek dann tatsächlich vor einem steht, wirkt er voller Energie. Als Treffpunkt hat er das Café des Museum of Modern Art in Ljubljana vorgeschlagen, »aber nicht falsch verstehen«, sagt er, »ich war noch nie in diesem Museum, es interessiert mich überhaupt nicht«, er habe nur den Eindruck, man könne sich hier gut unterhalten.

Slavoj Žižek hat in New York und Princeton unterrichtet, sitzt auf Podien und hält Vorträge rund um den Globus, trotzdem kehrt er immer wieder in die Stadt zurück, in der er vor siebzig Jahren geboren wurde. Als Intellektueller polarisiert er wie kein Zweiter, eigentlich ist er ein Solitär. Die einen verehren ihn für seine provokativen Thesen, die anderen verhöhnen ihn als »Elvis der Kulturtheorie«, weil es kein Thema gibt, zu dem er nicht eine Radikalmeinung parat hätte.