SZ-Magazin: Frau Schild, genauso lange wie Deutschland wiedervereinigt ist, waren Sie die Leiterin der Leipziger Außenstelle für die Stasi-Unterlagen. Nach dreißig Jahren sind Sie Ende Februar in den Ruhestand gegangen. Fehlen Ihnen die Akten schon?
Regina Schild: Ich kann nicht sagen, dass ich das Papier vermisse. Aber ich habe die Arbeit wirklich gern gemacht. Aktuell bin ich ehrlich gesagt froh, nicht den komplizierten Corona-Alltag einer öffentlichen Einrichtung organisieren zu müssen. Aber wichtiger ist: Mit dem im November im Bundestag verabschiedeten Beschluss, die Stasi-Unterlagen kommendes Jahr in das Bundesarchiv zu überführen, beginnt eine neue Zeit. Aus dem Bürgerkomitee, das ab Dezember 1989 die Akten in der »Runden Ecke« am Dittrichring in Leipzig gesichert und übernommen hat, gingen neben mir sechs weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter hauptberuflich in die Behörde. Ich war nun die Letzte, die ausgeschieden ist. Der Übergang zum Bundesarchiv bedeutet einen neuen Abschnitt. Es war ein guter Zeitpunkt, aufzuhören.
»Wir waren mehr als ein Archiv«
Im kommenden Jahr endet die Geschichte der Stasi-Unterlagen-Behörde. Mit ihr verbindet man die Namen ihrer Leiter: Gauck, Birthler, Jahn. Aber niemand war so lange dabei wie Regina Schild, die Hüterin über die Leipziger Akten.