Ein Mann kämpft gegen das Vergessen

Naftali Fürst hat als Kind das KZ Buchenwald überlebt. Nie wieder wollte er einen Fuß nach Deutschland setzen – doch nun fühlt er sich in der Pflicht: um mit seiner Geschichte dem Rechtsruck und wachsenden Antisemitismus etwas entgegenzusetzen. Über eine so schmerzvolle wie heilende Reise in die Vergangenheit.

Naftali Fürst, 91 Jahre alt, hatte sich geschworen, nie wieder einen Fuß nach Deutschland zu setzen. In­zwischen kommt er jedes Jahr – auch wenn es ihm schwerfällt, die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Buchenwald zu besuchen, so wie hier den Hof des Krematoriums.

Am 7. Oktober des vergangenen Jahres schlich die Todesangst zurück in das Leben von Naftali Fürst. Er saß in seiner lichten Drei-Zimmer-Wohnung in Haifa, als er am Morgen gegen halb neun erfuhr, dass seine Enkelin, deren Mann und ihr dreijähriger Sohn in den Sicherheitsraum ihres Hauses geflohen waren.

Das Grauen entfaltete sich langsam. Den ganzen Tag über telefonierte Fürst mit seiner Tochter und seinen anderen Enkelkindern. Nach und nach verstanden sie, dass Israel von Terroristen der Hamas angegriffen worden