»Man darf über den Tod lachen«

Durch Corona ist der Tod näher in den Alltag gekommen. Der Sterbeforscher Norbert Fischer erklärt, warum es sinnvoll ist, über das Lebensende zu sprechen, und wie man es schaffen kann, dem Tod gelassen entgegen zu treten.

Norbert Fischer, 63, ist Professor am Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Hamburg. Er forscht und publiziert zur Geschichte und Gegenwart von Friedhof, Grabmal, Bestattung, Tod und Trauer.

Foto: Patrick Ohligschläger

SZ-Magazin: Viele Menschen füchten sich vor dem Tod und beschäftigen sich deshalb wenig oder gar nicht mit ihrem Lebensende. Wie ist das bei Ihnen? Hat man als Sterbeforscher keine Angst mehr vor dem Tod?
Norbert Fischer: Ich habe nach dem Abitur zwei Jahre lang als Krankenpflegehelfer in einem Langzeitkrankenhaus gearbeitet und hatte dort erstmals mit Sterben und Tod zu tun. Mich dort mit toten Körpern auseinanderzusetzen, sie zu waschen und neu einzukleiden, war ein wichtiger Schritt und hat viel dazu beigetragen, mir die Furcht vor dem Angesicht des Todes zu nehmen. Inzwischen ist das Sprechen übers Sterben und der Anblick von Toten fast selbstverständlich für mich – der Tod ist etwas Normales geworden, ich habe keine Furcht vor ihm.