»Die meisten Paare reden nur fünf bis zehn Minuten pro Tag richtig«

Macht die Arbeit der Liebe Konkurrenz? Die Therapeutin Andrea Bräu erlebt oft, dass Paare ihre Prioritäten anders setzen und sich voneinander entfernen. Wie sie endlich eine gute Work-Love-Balance finden.

Was macht es mit der Liebe, wenn der Partner oder die Parnterin ständig die Arbeit mit in die Beziehung schleppt – vielleicht sogar ins gemeinsame Bett?

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SZ-Magazin: 40,5 Wochenstunden arbeiten die Vollzeitbeschäftigten in Deutschland durchschnittlich. Ist eine gute Work-Love-Balance da möglich?
Andrea Bräu: In einer Partnerschaft – vor allem in einer Familie mit Kindern, müssen viele verschiedene Bedürfnisse berücksichtigt werden. Es ist eine große Herausforderung, allen gerecht zu werden.

Wie erleben Sie das als Therapeutin?
In meiner Praxis habe ich viel mit Menschen zu tun, die ihre Prioritäten anders setzen als der Partner oder die Partnerin. Das führt auf Dauer zu Problemen. In Bezug auf diesen Punkt ehrlich zu sein, ist wichtig. Jeder Mensch sollte für sich selbst die Frage beantworten können, wie bedeutsam ihm Job, Karriere, Partnerschaft, Familienleben und Freunde sind. Bei einer Wochenarbeitszeit von 80 Stunden ist eine Work-Life-Balance in Bezug auf die Partnerschaft eher nicht möglich – so ehrlich sollte jeder zu sich selbst sein. Dieses typische Unternehmensberaterleben, immer wieder drei Monate in einer fremden Stadt, abends im Hotel, samstags zuhause Wäsche waschen, Sonntagabend wieder los, ist mit einer guten Partnerschaft nicht vereinbar. In den paar Stunden zwischendurch dann kurz gute Gespräche und aufregenden Sex zu haben – das geht auf lange Frist nicht.