»I know I’m late« – ich weiß, ich bin spät dran. So lautet der Titel eines Essays der US-Schriftstellerin Becky Albertalli. Lange arbeitete Albertalli als Psychologin mit queeren Jugendlichen, dann begann sie, Romane über queere Jugendliche zu schreiben. Seit fast zehn Jahren sei sie glücklich mit einem Mann verheiratet, habe zwei Kinder und eine Katze, habe niemals ein Mädchen geküsst, erzählt sie in diesem Essay. Und nicht einmal realisiert, dass sie das wolle. Sie habe immer »Boy Crushes« und »Girl Crushes« gehabt, war also in Jungen wie Mädchen verknallt, habe aber die »Girl Crushes« nie als solche erkannt. Sie sei in den Achtzigern und Neunzigern in den konservativen US-Südstaaten aufgewachsen, habe Leute kennengelernt, die schwul oder lesbisch waren, aber keine Person, die bi war. Erst, als sie selbst ihr erstes Buch über ein bisexuelles Mädchen schrieb (Leah on the Offbeat, 2018), habe sie manches in Frage gestellt. Und wurde selbst in Frage gestellt: Wie sie als heterosexuelle Frau über Themen schreiben könne, von denen sie keine Ahnung habe. Dadurch habe sie sich gezwungen gefühlt zu diesem Coming-out mit Ende 30. Gezwungen, der Öffentlichkeit, aber erstmals auch sich selbst gegenüber zu erklären: Ich bin bi.
Bin ich bisexuell?
Viele Menschen leben ihre Bisexualität nicht aus – oder sind sich dieser gar nicht bewusst. Unsere Autorin hat einen Lebenspartner, trotzdem entscheidet sie sich mit Ende 30 für ein Coming-out. Warum die Auseinandersetzung mit der sexuellen Identität so befreiend sein kann.