»Eifersucht ist auch eine Form der Wertschätzung«

Ist es normal, auf die Ex-Partner des anderen eifersüchtig zu sein? Der Psychotherapeut Oskar Holzberg erklärt, wie viel oder wenig man von früheren Liebesbeziehungen erzählen sollte, warum Freundschaft mit Verflossenen die Partnerschaft nicht belasten muss, und warum er fehlende Eifersucht sogar bedenklich findet.

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Herr Holzberg, unterscheidet sich die Eifersucht auf frühere Partner und Partnerinnen von anderen Formen der Eifersucht?
Oskar Holzberg: Ja, die Eifersucht auf den oder die Ex hat ihre Besonderheit: Wir wissen ja, dass dieser andere Mensch schon mal eine ganz nahe Beziehung zu unserer Partnerin oder unserem Partner hatte. Vielleicht sind wir uns auch nicht ganz sicher, ob diese besondere Verbindung so klar erledigt ist, wie wir uns das wünschen. Und es kann Situationen geben, in denen der Einfluss dieser anderen Person wirklich noch sehr spürbar ist.

Zum Beispiel?
Etwa, wenn man die Familie oder den Freundeskreis des Partners oder der Partnerin kennenlernt und die andere Person hier einen sehr hohen Stellenwert genoss und vielleicht sogar noch mit ihnen in Kontakt steht. Das baut dann automatisch eine Konkurrenzsituation auf.

Ist das alles – der bestehende Kontakt, die gemeinsame Vergangenheit – denn tatsächlich ein Grund zur Sorge?
Eifersucht ist eine Form der Unsicherheit. Sie wird unterfüttert vom Misstrauen in sich selbst: Bin ich liebenswert? Wieso will jemand mit mir zusammen sein? Liebt die andere Person wirklich nur mich? Für solche Gedanken sind Ex-Beziehungen natürlich ein gefundener Trigger. Die Eifersucht muss nicht berechtigt sein, aber sie ist verständlich. Es kommt dann vor allem darauf an, ob der Partner oder die Partnerin einem das Gefühl vermitteln kann, zu einem zu stehen. Dabei ist es wenig hilfreich, die Bedeutung der oder des Ex herunterzuspielen. Sinnvoller ist es, die Besonderheit und die Stärken der jetzigen Beziehung gegenüber der eifersüchtigen Person deutlich auszusprechen.