»Jede Erektion ist ein Training für die nächste«

Was tun, wenn Mann nicht mehr kann wie früher? Der Urologe Tobias Jäger kennt kein Wundermittel – aber viele Wege, um gegenzusteuern. Hier erklärt er, wie sich Sex im Alter verändert, wem Viagra hilft – und warum Männer ihrer Gesundheit zuliebe offener über Intimität sprechen sollten.

Bei jungen Männern stecken häufig psychische Ursachen hinter Erektionsstörungen, mit steigendem Lebensalter nimmt das Risiko organischer Ursachen zu.

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SZ-Magazin: Ab einem gewissen Alter wird über das Thema Sex eher geschwiegen. Haben Männer im Alter wirklich weniger Lust?
Tobias Jäger: Die sexuelle Aktivität nimmt mit steigendem Lebensalter tatsächlich etwas ab. Bei Frauen können schon während der Wechseljahre durch den sinkenden Östrogenspiegel einige sexuelle Einschränkungen auftreten, wie eine verringerte Feuchtigkeitsbildung in der Vagina. Bei Männern verändert sich der Testosteronspiegel schleichender. Das sexuelle Interesse und die Funktionalität bleiben also gut erhalten. Entscheidend ist der allgemeine Gesundheitszustand, denn viele Erkrankungen ziehen sexuelle Dysfunktionen nach sich. Die sind also eher ein Symptom. Eine lebendige Sexualität ist mit steigendem Alter möglich und auch gewollt. Ich glaube, junge Menschen nehmen an, dass im Alter die Lust abnimmt, weil sie nicht wahrhaben wollen, dass ihre Großeltern abends noch ihren Spaß haben könnten.