SZ-Magazin: Die Zeitschrift Vogue hat neulich einen viel zitierten und viel geteilten Artikel veröffentlicht unter dem Titel: »Ist es peinlich, einen Freund zu haben?« Sie erforschen die »female choice«, also die Partnerschaftsentscheidungen von Frauen. Ist es peinlich?
Meike Stoverock: In dem Text ging es hauptsächlich um die Selbstdarstellung in den sozialen Medien. Junge Frauen blicken heute vielleicht bewusster und politischer auf ihre Beziehung. Sie sehen die Bedeutung, die die Paarbeziehung für patriarchale Strukturen hat, und verstehen die normative Wirkung solcher öffentlichen Pärchenposts. Sie haben vielleicht einen Freund, aber sie lassen ihn aus ihrer feministischen Öffentlichkeit heraus – ein bisschen wie jemand, der ständig über die Klimakatastrophe postet, aber privat einen Benziner-SUV fährt und beschließt, das online nicht mehr jedem mitzuteilen.
»Single zu sein, sendet für viele Frauen das Signal: Seht her, ich bin ein Individuum«
Die Biologin Meike Stoverock erforscht Partnerschaftsentscheidungen von Frauen und stellt fest: Viele überdenken das heterosexuelle Zusammenleben mit einem Mann, wie es über Jahrhunderte beinahe alternativlos war. Ein Interview über Heterofatalismus und was daraus folgt.

Credit: Oliver Rossi