Zurück zu den Wurzeln

Sean Sherman wuchs in einem Sioux-Reservat in South Dakota auf. Er wurde Spitzenkoch. Dann fiel ihm auf, dass ihm etwas fehlte – die Rezepte seiner Vorfahren, der Ureinwohner Nordamerikas. ­Seitdem ist er auf einer Mission.

Sherman in einem der vielen Parks von Minneapolis – wo er schon viele Jahre wohnt, aber lange nicht ahnte, was dort alles wächst.

Sean Sherman wird oft nach dem Geschmack seiner Kindheit gefragt. Am Rande der Buffets, die er zubereitet, der Vorträge, die er hält, in Signierstunden und kürzlich auf der Straße in Minneapolis, der Stadt, in der er wohnt, als ihn eine Frau erkannte, die ihn im Fernsehen gesehen hatte. In dieser Frage, sagt Sherman, stecke immer auch eine Erwartung: »Als müsste ich von Bisons erzählen, die ich mit Pfeil und Bogen gejagt habe!«

Doch Sean Sherman, dessen Name in der Lakota-Sprache Wablí Wathˇákpe (Angreifender Steinadler) lautet, vom Stamm der Oglala, die zur Familie der Sioux-Indianer gehören, muss die Leute jedesmal enttäuschen. Er leitet zwar das Cateringunternehmen »The Sioux Chef« und erinnert mit den Rezepten in seinem Kochbuch The Sioux Chef’s Indigenous Kitchen an vergessene Zutaten und Gerichte der indigenen Bevölkerung Nord­amerikas vor der Ankunft der europäischen Besatzer. Freilebende Bisons aber gab es längst keine mehr auf den feuchten Wiesen und den staubigen Hügeln seiner Heimat, als er mit sieben Jahren lernte, ein Jagdgewehr zu bedienen – höchstens Hirsche. Und die Rinder des Großvaters, auf dessen Farm Sherman mit seiner kleinen Schwester und den Eltern lebte.