SZ-Magazin: Frau Schoch, Ihre Trilogie Biographie einer Frau umkreist immer wieder den Unterschied von Wirklichkeit und der Erinnerung an sie. Was lässt Sie an diesem Thema nicht los?Julia Schoch: Jeder kennt das: Gemeinsam Erlebtes wird mit der Zeit zu Geschichten, die einander widersprechen. Nicht mal den eigenen Erinnerungen ist zu trauen. Dass man in seiner eigenen Version der Vergangenheit lebt, empfinde ich seit ein paar Jahren fast wie ein Eingeschlossensein. Eine Art Einsamkeit, die mich von den anderen trennt. Selbst bei Menschen, mit denen man schon lange zusammenlebt, kann man sich nicht sicher sein, ob sich die Erinnerungen decken. Wir bewohnen unsere Vergangenheit, wie man Träume bewohnt. Diese extreme Unverlässlichkeit ist natürlich eine Chance für die Literatur. Wahrscheinlich bin ich deswegen überhaupt in die Literatur gegangen.
»Ich weigere mich, eine Beziehung als Arbeit zu sehen«
In ihrer Trilogie verhandelt die Schriftstellerin Julia Schoch die Mühen und das Glück als Paar. Ein Interview über das Seufzen von Frauen, garstige Selbstgespräche beim Schreiben und die Frage, wie ihr Mann damit umgeht, Vorbild für eine Romanfigur zu sein.