SZ-Magazin: Frau Kreuzer, Herr Demir, wahrscheinlich hat jedes Paar, das bei Ihnen landet, früher mal gesagt: Wenn wir uns trennen, dann friedlich und mit Rücksicht auf die Kinder. Warum klappt das so oft nicht?
Nele Kreuzer: Menschen, mit denen man ein Kind zeugt, hat man in der Regel mal geliebt. Wo starke positive Gefühle waren, entsteht auch sehr viel Gekränktheit – und Gekränktheit schlägt schnell um in Rachegefühle.
Führt es zu weniger oder zu mehr Konflikten, dass Väter heute mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen?
Kreuzer: Zu viel mehr Streit, weil Väter jetzt oft die gleichen Rechte verlangen, Mütter die ihnen aber nicht immer gewähren wollen. Eltern müssen viel mehr miteinander aushandeln als früher.
Gökhan Demir: Die Kinder werden leider in solchen Momenten instrumentalisiert.
Kreuzer: Weil man den oder die Ex mit nichts mehr treffen kann als mit dem Kind. Den Bauernschrank können Sie nach der Trennung nachkaufen, das Kind ist einmalig.
»Mit jedem Satz, den Sie böse über den anderen Elternteil reden, schwächen Sie das Kind«
Auch nach einer Trennung gute Eltern sein, das wollen die Münchner Therapeuten Nele Kreuzer und Gökhan Demir in Kursen vermitteln. Im Interview verraten sie, wie man sich als Ex-Partner nicht zerfleischt und selbst tiefsitzende Rachegefühle am anderen überwinden kann.