»Keine App kann den Moment ersetzen, wenn sich zwei Menschen in die Augen blicken«

Willie Daly ist der letzte traditionelle »Matchmaker« in Irland und verkuppelt seit mehr als 50 Jahren Menschen. Er erzählt, wie man die Liebe abseits von Tinder und Co findet – und wie er erkennt, wer zusammenpasst.

SZ-Magazin: Sie haben mehr als 3000 Paare verkuppelt. Erinnern Sie sich an eines besonders?
Willie Daly: Erst vor ein paar Wochen lief ich durch die Straßen, und ein Mann mit einem Kinderwagen kam mir entgegen, darin waren Drillinge. »Schau, in welche Schwierigkeiten du mich gebracht hast, Willie Daly!«, rief er mir entgegen. Aber er lachte dabei. Ich habe ihn und seine Frau zusammengebracht.

Was genau macht ein Matchmaker?
Ganz einfach gesagt: Er sucht einer Frau einen Ehemann oder einem Mann eine Ehefrau. Das Matchmaking (Anmerkung der Redaktion: Englisch für Heiratsvermittlung) hat eine lange Tradition in Irland, besonders in ländlichen Gegenden. Ich habe in den Sechzigerjahren als Vollzeit-Heiratsvermittler angefangen, damals ging es vor allem darum, schüchternen Bauern zu helfen, eine passende Frau zu finden. Viele von ihnen lebten und arbeiteten auf abgelegenen Höfen. Sie hatten wenig soziale Kompetenz und wenig Zeit, sich um die Partnerinnensuche zu kümmern. Ich brachte sie mit Frauen zusammen, die in die Stadt gezogen waren und dort vergeblich nach der Liebe gesucht hatten. Heute kommen die Schüchternen und die, die einem Algorithmus oder einer App nicht vertrauen.