»Das Schöne an Liebesbriefen: Für Außenstehende sind sie lächerlich«

Die große Erzählerin Doris Dörrie erklärt, wie man umwerfende Liebesbriefe schreibt und warum man das viel öfter machen sollte.

»Über die Stränge schlagen und kitschig sein, davor sollte man sich nicht fürchten. Nein, man darf in Liebesbriefen alles!«, sagt Doris Dörrie.

Foto: Constantin Film Verleih GmbH/Dieter Mayr

In ihrem Bestseller »Leben Schreiben Atmen« lädt die Regisseurin und Schriftstellerin Doris Dörrie ein, über sich selbst zu schreiben. In ihrem Fall heißt das auch: von einem Leben voller Liebe. Wenn also jemand allgemeingültig über so etwas höchstpersönliches wie Liebesbriefe sprechen kann, dann sie.

SZ-Magazin: »Wahre Liebe kann man nur finden, wenn man den Mut zur Katastrophe hat«, haben Sie vor vielen Jahren immer wieder in Interviews erklärt.
Doris Dörrie: Oh ja, die volle Katastrophe! Wenn man jemanden wirklich lieben will, muss man damit zurechtkommen, dass man ihn oder sie auch verlieren wird. So ist es nun mal. Sich zurückzuhalten, weil am Ende eine schlimme Verletzung droht, scheint mir weit verbreitet. Zu viele Leute definieren sich aus schlechten Erfahrungen: Einmal habe ich alles von mir gegeben und wurde trotzdem zurückgewiesen, also tue ich es nie wieder... Diese Einstellung finde ich gefährlich und befremdlich – als gäbe es ein sicheres Leben. Was soll das denn sein? Das Leben ist eine Katastrophe, keiner kommt hier lebend davon.