»Weggehen, nicht mehr hingucken - das ist überhaupt nicht möglich«

Vielen Menschen fällt es nach einer Trennung schwer, offen zuzugeben, dass sie verlassen wurden. Die Autorin Judith Poznan hat ein ganzes Buch darüber geschrieben. Ein Gespräch über Scham, Trennungen mit Mitte 30 – und das Weitermachen, gerade wenn man ein gemeinsames Kind hat.

Foto: Maria Schöning

SZ-Magazin: Vermutlich gibt es nach dem Ende einer Beziehung keine häufigere Lüge als: »Wir haben das gemeinsam entschieden.« Warum, denken Sie, geben Menschen selbst in engen Freundschaften so ungern zu, dass sie verlassen wurden?
Judith Poznan: Ich glaube, weil man sich so fühlt, als wäre man nicht gut genug gewesen für diese andere Person, als hätte man an irgendeiner Stelle nicht gereicht. Und ich glaube, es ist dann schwierig, diese vermeintliche Schwäche vor jemanden darzulegen, egal ob öffentlich oder privat.

Weil es so viel mit dem Selbstbild macht?
Ja, absolut. In keinen Phasen meines Lebens war es so unordentlich in mir drin wie unmittelbar nach einer Trennung, als ich mich selbst so stark in Frage gestellt habe. Man sucht den Fehler bei sich selbst und nicht bei dem anderen.