SZ-Magazin: In Ihrem jüngsten Roman wird Adam, ein Schriftsteller und der Ich-Erzähler, gefragt, ob Schriftsteller immer Sätze von ihren Bekannten stehlen. Sind Sie ein Dieb?
John Irving: Aber sicher doch. Graham Greene hat das so ausgedrückt, wie es mir am besten passt, als er gefragt wurde, woher seine Figuren kommen: Eine Romanfigur stammt fast nie von einer einzigen realen Person, sondern sie ist eine Mischung aus vielen Menschen – ein Dialog von einem, die Art, die Hände zu bewegen, von jemand anderem. Eine Person allein wäre auch kaum unterhaltsam genug, mindestens vier, fünf braucht es. Wenn ich mir meine Figuren hinterher ansehe, weiß ich allerdings meistens, von wem ich was gestohlen oder vielmehr geliehen habe.
»Ich glaube, meine Romane sind Komödien«
Der US-Schriftsteller John Irving hat sein bisher längstes Buch verfasst. Im Interview spricht er über Tätowierungen, unkonventionelle Familienverhältnisse und die Ähnlichkeit des Romaneschreibens mit dem Zusammenkoppeln von Eisenbahnzügen.