»Aggressionen sind mir lieber als Langeweile«

Der Schriftsteller Martin Mosebach bezeichnet sich selbst als Reaktionär und hat offenkundig seine Freude daran. Ein Gespräch über heftige Verrisse, die »menschenfresserischen Züge« von Autoren und seine Angewohnheit, Romane an fremden Orten zu schreiben.

Martin Mosebach schreibt seine Bücher meistens ­im Morgenrock. »Ich bin Frühaufwacher, aber Spätauf­steher«, sagt er. »Drei ­Stunden im­ Liegen ­lesen, das gehört zum Tag dazu. Mit dem ­Schreiben b­eginne ich nicht vor elf, zwölf.«

Foto: Julian Baumann

SZ-Magazin: Herr Mosebach, bis Ende vierzig war Ihr Leben von durchschlagender Erfolglosigkeit. Selbst Ihre Leistungen beim Schulsport sollen erschütternd gewesen sein.
Martin Mosebach: Die Turnhalle war für mich ein Un-Ort: der Gestank, die darin herrschende Langeweile, die kindischen Spiele. Ich gehörte zu den Drückebergern, die am Rande des Spielfelds herumlungerten und so taten, als wäre ihnen schlecht oder als hätten sie sich die Zehen gequetscht. Ein barmherziger Lehrer schrieb mir in den letzten drei Schuljahren »Vom Sport befreit« in meine Zeugnisse, aus reinem Mitgefühl, ohne dass ich ihn darum gebeten hätte.