SZ-Magazin: Was können Sie sich leichter merken: Menschen oder Zitate?
Richard David Precht: Zitate. Ich kann Ihnen noch alle Gedichte aufsagen, die ich in der Schule auswendig lernen musste, einschließlich der zwanzig Strophen von Schillers Bürgschaft. Ich kann auch viele Romananfänge auswendig. Dafür kommt es vor, dass ich mir mitunter die Gesichter von Menschen nicht gut genug merke. Erst wenn klar wird, worüber ich mit jemandem geredet habe, fällt mir oft wieder ein, wen ich vor mir habe.
Interessieren Menschen Sie lediglich als Wirtstier von Theorien und Thesen?
Ich habe durchaus ein Interesse an Menschen, aber ich verbringe halt auch einen erheblichen Teil meiner Zeit in Bücherwelten. Mich in Kant hineinzuträumen, minimiert dabei zeitweilig meine Grundkapazität für lebende Menschen.