Trend XIV: Das weiße Hemd

Es gibt tatsächlich dieses eine Kleidungsstück, ds besser ist als alle anderen.

Die Farbe
Weiß ist die entscheidende Farbe. Denn nur das weiße Hemd gibt einer Frau eine bestimmte sexuelle Anziehungskraft. Ähnlich der, wenn sie einen Männerpyjama trägt. Frauen in weißen Hemden strahlen Souveränität aus, ohne dass die Weiblichkeit darunter leidet.

Die Form
Ganz wichtig – es muss ein Hemd sein, keine Bluse! Die Bluse ist nur die versüßte Form des Hemdes. »Hemd« steht für den geraden Schnitt. Natürlich gibt es spezielle für Frauen. Man erkennt sie an der Knopfleiste auf der linken Seite. Jil Sander hat konsequent in jeder Kollektion das Männerhemd verweiblicht. Das Besondere
Ein weißes Hemd bietet die Möglichkeit, gut gekleidet zu sein, ohne zu viel von sich preiszugeben. Es ist die richtige Wahl, wenn man nicht weiß, was im Lauf des Tages auf einen zukommen wird. Es hilft, weil es neutral bleibt und beruhigt: Man braucht sich keine Gedanken über sein Äußeres zu machen.

Die Designer
Es gibt Modemacher, die nähen weiße Hemden, in denen fühlt man sich, als habe man ein Brett angezogen. Das wird einem bei Hemden von Comme des Garçons und Yohji Yamamoto nicht passieren. Das liegt vor allem an der Qualität der Baumwolle. Bei Chanel zum Beispiel gibt es enge Hemden mit etwas Stretch, die sind be-
sonders angenehm, weil man sich gut darin bewegen kann. Und das, obwohl sie sehr
schmal geschnittene Arme haben.

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Die Variation
Designer wie Stefano Pilati für Yves Saint Laurent oder Nicolas Ghesquière für Balenciaga bearbeiten ihre Hemden mit Details: Eine Lasche wird um den Kragen gelegt und dann vorn angeknöpft, oder eine Rüsche, die ein bisschen ausfranst, kommt seitlich aus der Knopfleiste. Alles abgeleitete Formen des Hemdes, alles legitim.

Persönliches
Ich selbst habe mich oft gefragt, warum mir über die Jahre weiße Hemden immer besser gefallen, warum sie zu meiner Uniform geworden sind. Vielleicht hat es mit meiner Kindheit zu tun: Mein Vater trug maßgeschneiderte weiße Hemden mit ganz hohem, steifen Kragen, denn sein Hals war sehr lang. Und ich lief gern in seinen Hemden herum. Heute habe ich selbst so 30 bis 40 Stück, mehr nicht. Sie bedeuten mir viel, aber wenn jemandem eines besonders gut gefällt, verschenke ich es auch gern. Geht ein ganz tolles Hemd mal kaputt, dann lasse ich es flicken.

Übrigens
Die Manschetten lässt man offen, unbedingt!

Florentine Pabst ist Journalistin und Deutschlands wichtigste Frau in der Mode. Baumwollhemd von René Lezard