Frau Schulz, Frau Leskovar, seit sechs Jahren haben Sie zusammen das Label C.Neeon. Wie wird man ein gutes Team?
Doreen Schulz: Wir haben klar getrennte Aufgabengebiete, schon seit unserer ersten Zusammenarbeit vor zehn Jahren an der Kunsthochschule in Weißensee. Das alte Foto ist übrigens kurz nach unserem Diplom dort entstanden.
Wer übernimmt welche Arbeit?
Clara Leskovar: Doreen ist für die Schnitte, den Look und die Produktion verantwortlich, ich für die Strickteile der Kollektion, die Muster der Stoffe und die Kataloge. Wir ergänzen uns gut. Sie arbeiten täglich sehr eng zusammen. Entstehen da nicht automatisch Reibereien?
Clara Leskovar: Wir lassen uns selten gehen. Wir tragen viel Verantwortung, für die Produktion und das Team. Es ist nicht so, dass man als Modedesigner den ganzen Tag nur wilde Idee produziert. Man muss immer einen klaren Kopf
behalten, weil man die meiste Zeit nur organisiert. Anders als in einer Liebes-
beziehung – da darf man ja auch mal den Kopf verlieren.
Pflegen Sie ein gemeinsames Ritual?
Doreen Schulz: Wir kochen jeden Mittag und essen gemeinsam mit dem ganzen Team, meist sind wir zu fünft.
Sie haben Ihre Kollektionen schon in London, Wien und Shanghai präsentiert und mit Topshop und H&M kooperiert. War Ihr Erfolg harte Arbeit oder auch ein wenig Glück?
Clara Leskovar: Vor allem haben wir sehr viel gearbeitet. Aber 2005 den Preis des Modefestivals von Hyères zu bekommen war sicher Glück. Dort saßen wichtige Leute in der Jury, die uns dann wieder neue Jobs gebracht haben, zum Beispiel für Topshop in London zu entwerfen.
Hatten Sie auch schon einmal Pech in Ihrer Karriere?
Doreen Schulz: Einmal, aber die Sache endete glücklich. Auf der Fashion Week in London haben wir einen Tag vor unserer Show erfahren, dass wir uns einen neuen Veranstaltungsort suchen müssen – eine Katastrophe. Wir mussten kurzfristig ins offizielle Zelt der Fashion Week ausweichen. Obwohl dort von 1500 Plätzen nur 200 besetzt waren, hatten wir gleich ein paar Seiten in der britischen Vogue – fotografiert von Mario Testino.
Was ist das Schwierigste an Ihrer Arbeit?
Clara Leskovar: Die Produktion. Eine Kollektion zu entwerfen hat etwas Freies, sie zu produzieren, damit die Kleider in einer guten Qualität pünktlich in den Geschäften hängen, kostet viel Kraft.
Doreen Schulz: Wir produzieren nur in Deutschland. Unsere Stricksachen zum Beispiel lassen wir in Apolda in Thüringen machen. In den letzten eineinhalb Jahren haben die kleinen Betriebe viele Kunden verloren. Wir sind nicht groß genug, um diese Betriebe halten zu können. Darum haben wir immer Angst davor, wie wir durch die Krise kommen.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Clara Leskovar: Dass wir uns beide die Zeit genommen haben, ein Kind zu bekommen. Und Doreen ist jetzt wieder im neunten Monat. Sich als selbstständige Unternehmerin für eine Familie zu entscheiden war ein großer Schritt. Man muss alles sehr gut organisieren. Dass wir uns diesen Freiraum für eine Familie gegeben haben, bedeutet für mich Luxus.
Sie gelten als typische Berliner Designer. Was macht die Stadt mit Ihnen?
Doreen Schulz: Ich seh uns nicht so als typische Berliner Designer. Unser Atelier ist im Stadtteil Lichtenberg, wir bekommen von diesem hippen Berlin nicht viel mit. Wir müssen nicht mal durch Mitte fahren, um ins Atelier zu kommen.
Clara Leskovar: Die meisten Geschäfte, die unsere Sachen verkaufen, sind sowieso weit weg. Wir dürfen uns nicht auf Berlin-Mitte fokussieren – wir müssen uns mit Designern aus Tokio oder aus New York, Paris oder Belgien messen.
Woher kommt der Name C.Neeon?
Doreen Schulz: Das C steht für Clara, weil jeder fragt, ob der Name mit C oder mit K geschrieben wird. »Neeon« sagte meine jüngere Schwester als Kind statt »Doreen«. Außerdem sieht die Buchstabenkombination schön aus, sehr grafisch. Und niemand erkennt, ob der Designer männlich oder weiblich ist – das hat uns gefallen.
Als Designer müssen Sie immer Geschmack beweisen. Hat der Sie schon mal verlassen?
Clara Leskovar: Einmal hab ich kurz vor der Show ein Muster entworfen, das wurde auch noch in den falschen Farben gedruckt – es war sowieso schon nicht perfekt und wurde dadurch nicht besser.
Was machen Sie jetzt anders als zu Beginn Ihrer Zusammenarbeit?
Doreen Schulz: Früher haben wir manche Entscheidungen mit dem Kopf getroffen, aber mit diesen »vernünftigen« Entscheidungen gab es immer Probleme. Jetzt entscheiden wir nur noch aus dem Bauch heraus – und das funktioniert.
Fotos: privat, Markus Gaab