1) Nachhaltige Mode – was bedeutet das eigentlich?
Ob ein Kleidungsstück tatsächlich als nachhaltig bezeichnet werden kann, hänge von verschiedenen Aspekten ab, und nicht immer sei es einfach, sie alle nachzuvollziehen, sagt Marie Nasemann, Betreiberin des Nachhaltigkeits-Modeblogs »Fairknallt« sowie Buchautorin (Mein grüner Kompromiss, Ullstein). »Zum einen gilt es, auf ökologische Standards zu achten, also ob die verarbeiteten Materialien natürlich oder synthetisch sind, welche Pestizide beim Anbau der Rohstoffe auf die Felder gesprüht und mit welchen Chemikalien die Stoffe anschließend weiterverarbeitet wurden, und wie viel Wasser und Energie für die Herstellung notwendig sind«, sagt sie. Außerdem sei die Länge der Produktionskette entscheidend: Oft wird ein Kleidungsstück für jeden Herstellungsschritt jeweils in ein anderes Land transportiert, das auf einen bestimmten Prozess der Weiterverarbeitung spezialisiert ist und diesen am günstigsten anbietet. Der Versand spielt dabei für Großkonzerne keine Rolle, er wird durch die niedrigen Priese und den daraus folgenden hohen Gewinn wettgemacht. Manches T-Shirt reise also schon einmal um die halbe Welt, bevor es auf dem Kleiderbügel im Shoppingcenter hängt, und sei mit seiner schlechten CO₂-Bilanz weder nachhaltig noch ressourcenschonend, sagt Mimi Sewalski, Gründerin des grünen Onlineshops »Avocadostore«. Aber auch soziale Fragen gehören zum Thema Nachhaltigkeit, denn die Chemikalien und Pestizide, die bei der Herstellung von Kleidung verwendet werden, haben nicht nur Auswirkungen auf die Böden und das Grundwasser, sondern auch auf die Gesundheit derer, die damit hantieren. Nachhaltigkeit bedeutet also zugleich, dass Arbeiterinnen und Arbeiter keinem Risiko ausgesetzt sind, mit Schutzkleidung arbeiten und angemessen bezahlt werden.