»Eine Stradivari kann einen ständig überraschen«

Der Brite Charles Beare ist einer der renommiertesten Geigenexperten der Welt. Er kann die Instrumente bauen, reparieren – und lesen. Über den Zauber vollendeter Kunst.

Beare hat in der englischen Grafschaft Kent sein Büro mit angeschlossener Werkstatt.

Foto: Peter Beare

SZ-Magazin: Was passiert, wenn Sie eine besondere Geige sehen?
Charles Beare: Ich bin aufgeregt. Manchmal zittere ich. Zum Beispiel, wenn ich die Geige mit dem Namen »Messias« sehe. Sie ist ein Meisterstück. Und sie beeindruckt und berührt mich jedes Mal tiefer, wenn ich sie sehe. Antonio Stradivari hat sie 1716 gebaut, auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Die Geigen aus dieser Zeit sind die besten, ihre innere und ihre äußere Schönheit ist vollkommen.

Es gab immer wieder Zweifel an der Echtheit der »Messias«.
Ein Wissenschaftler hat mal behauptet, die Fichte, aus der ihre Decke gemacht wurde, sei erst nach Stradivaris Tod gefällt worden. Wir haben dann in Oxford eine Ausstellung von Stradivaris organisiert. 21 Instrumente aus den Jahren 1709 bis 1718. Ich habe Dendrochronologen angerufen …