»Schrei Verdi, schrei Mozart, es tut so gut!«

Der Opernsänger Rolando Villazón spricht über Musik, die Licht ausstrahlt, über Krankheiten, die ihn fast die Stimme gekostet hätten, und über den Grund, warum ausnahmslos jeder Mensch ab und zu singen sollte.

Rolando Villazón im Foyer der Metropolitan Opera in New York, wo er 2021 den Papageno in Mozarts Zauberflöte sang.

Fotos: Katharina Poblotzki/Soothing Shade

Mal läuft er raus, holt eine Clownsnase und setzt sie auf. Mal zieht er sich ein Mozart-T-Shirt an, das den Komponisten als verpixelte Comicfigur zeigt. Fast durchgehend lacht er, schneidet Grimassen, spricht Deutsch, Englisch, Französisch, trägt Gedichte vor, und immer wieder singt er: Oper, Pop, Kinderlieder, gern aus dem Dschungelbuch, und Mexikanisches – Video­telefonate mit Rolando Villazón sind ein Erlebnis. Und gleich kommt einem das Klischee in den Sinn, das manche Villazón zuschieben: Der meint es nicht ernst. Der ist ein Spaßvogel, ein Harlekin, der einem aus jeder Ecke entgegenspringt, Sänger, Autor, Regisseur, Moderator, der, bevor man ihn zu fassen bekommt, immer in eine andere Rolle schlüpft. Doch es ist anders: Jede einzelne dieser Rollen nimmt Villazón ernst – es ist seine Antwort auf eine ungewöhnliche Kindheit und auf schwere Jahre, die hinter ihm liegen. Lange schien Villazón auf dem Weg in den Sänger-Olymp zu sein, bis ihn sein Körper, Traurigkeit und ein Burn-out woandershin führten: zu sich selbst.