Meinem Besuch auf der unbewohnten Insel gingen gewaltige Anstrengungen voraus. Nicht von mir und auch nicht von Hans Elzenaar, einem knorrigen Holländer, der mich auf seinem Boot herumfährt. Schuften mussten die Menschen, die in diesem Moor in der holländischen Provinz Kop van Overijssel jahrhundertelang Torf gestochen hatten. Seit 1920 lohnte der Torfstich nicht mehr und die Furchen liefen voll mit Wasser. So entstand der Nationalpark De Weerribben, ein Tausende Hektar großes »Water Reijk« voller Kanäle und kleiner Inseln.
Meine ist zwanzig Schritte lang, dreißig breit – so winzig, dass hier heute keiner mehr wohnen will. Einziges Bauwerk: das Torfstecherhäuschen, in dem ich übernachte. Außer mir ist kein Mensch auf der Insel. Ich genieße die Ruhe und fühle mich dennoch nicht allzu verloren: Das Festland ist nur drei Meter entfernt. Wahrscheinlich haben die früheren Bewohner diesen Flecken selbst zur Insel gemacht, denke ich beim Einschlafen, indem sie rund um ihr Haus den Torf abtrugen. Hans holt mich am nächsten Morgen ab, auf seinem elektrisch angetriebenen »Flüsterboot« gleiten wir die von den Torfstechern gegrabenen Kanäle entlang, nahezu lautlos. Aus dem Schilf steigt ein Kranich empor; längst hat die Natur diesen Ort vergangener Mühen zurückerobert. Die »Spinnenkopmolen« taucht auf, und Hans erzählt, wie er diesen Nachbau einer historischen Windmühle nach Feierabend errichtet hat. Ganz allein. Torf sticht hier keiner mehr, harte Arbeit scheinen die Menschen immer noch zu mögen.
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Übernachten Das Torfstecherhäuschen wird vom Tourismusverband vermietet, Tel. 0031/900/5 67 46 37. Wenn belegt: das Hotel De Smederij in Steenwijk. www.stadslogementsteenwijk.nl.
Essen Fischspezalitäten im Otterskooi in Giethoorn, www.otterskooi.nl.
Unbedingt ein Flüsterboot mieten.
Olivier Kugler (Illustration)