Hihi, Sauerstoffmasken!

Airlines überbieten sich gerade darin, die Sicherheitshinweise an Bord möglichst »lustig« zu präsentieren. Ein Trick, um die Passagiere zu manipulieren.

»Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir bitten Sie jetzt noch einen Augenblick um Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit für einige Sicherheitshinweise. Wir demonstrieren Ihnen zunächst, wie Sie Ihren Sitzgurt schließen und öffnen können. Sollte es zu einem Druckabfall in der Kabine kommen, öffnet sich eine Deckenklappe über Ihnen und Sauerstoffmasken kommen zum Vorschein. In diesem Fall ziehen Sie eine Maske schnell zu sich heran und platzieren diese fest auf Mund und Nase. Danach helfen Sie Kindern und hilfsbedürftigen Personen.«

Hallo?

Sind Sie noch dabei?

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Eben.

Sie wissen natürlich nicht, über wie viele Notausgänge eine Boeing 737 oder ein Airbus A320 verfügt, aber der bedauernswerten Person dort vorne hören Sie im Flugzeug trotzdem nicht zu. Ist Ihnen bei Ihrem letzten Flug vielleicht wenigstens aufgefallen, dass der Flugbegleiter, der diesen Text abspult, zu dem die Kolleginnen ihre Sicherheitschoreografie aufführen, seinen Vortrag mit dem flehentlichen Zusatz »Bitte beachten Sie unsere Sicherheitshinweise auch dann, wenn Sie ein regelmäßiger Fluggast sind“ begonnen hat?«

Oder, noch wahrscheinlicher, mit einem Witz?

Handyvideos von witzigen Sicherheitsansagen sind ein eigenes Internet-Genre geworden. Es gibt Passagieraufnahmen von überdrehten Flugbegleitern, von rappenden, ironischen, entfesselten und fränkischen.

Was sie alle eint: der Wunsch, den monotonen Arbeitsalltag über den Wolken aufzuhellen – und natürlich endlich die verdammte Aufmerksamkeit der undankbaren Fluggäste zu bekommen.

Es ist bereits vorgekommen, dass Airlines solche Mitarbeiter, die sich für besonders witzig hielten,  zur Mäßigung aufgefordert haben. Doch die meisten Fluglinien haben verstanden: Was die Leute auf Youtube gucken, gucken sie auch im Flugzeug und vielleicht merken sie sich dann endlich, wie viele Notausgänge die Maschine besitzt.

Seit dieser Erkenntnis ist unter den Fluglinien ein Wettbewerb darum entbrannt, wer die witzigsten Sicherheitsvideos produziert, die ja ebenfalls vor dem Start abgespielt werden und bislang genauso uninspiriert daher kamen wie die Ansagen. Die US-Amerikanische Delta Airlines importierte den Internethumor einfach unverhohlen in die Kabine und steckte sämtliche Haha-Ikonen, Regenbögen, Katzen, Flashmobs und so weiter, in einen einzigen Sicherheitsanweisungs-Film:

Das Werk wurde fast zehn Millionen Mal angeklickt. Plötzlich sahen sich Menschen die immer gleichen Flugzeug-Ermahnungen freiwillig an. Davon angespornt bekommt Delta gar nicht genug vom eigenen Witz und produziert laufend neue Videos. Siehe hier oder, ganz aktuell, hier.

Selbst die eher brave Condor verstaut nun im Safety-Video süße Hündchen in den Gepäckfächern, oder nein: Sie lässt Paris Hilton ihr süßes Hündchen verstauen. Außerdem dabei: Charlie Chaplin und Winnetou.

Das ist leider gar nichts gegen das epische Werk von Air New Zealand, die vergangenes Jahr zum Hobbit-Filmstart eine Hobbit-Version der Sicherheitsansage in ihren Maschinen und online veröffentlichte:

Neben Delta ist Air New Zealand längst die verulkteste Fluglinie geworden, nicht immer mit Erfolg. Dieses unter dem Motto »The beauty of safety« laufende Bikini-Video zum Beispiel sorgte für einen kleinen Aufschrei, nicht an Bord, aber in den sozialen Netzwerken:

Dann doch lieber süße Kinder. Das geht immer. Jedenfalls bei Thomson, Pegasus oder auch Air Arabia.

Fast schon kreativ wirkt da die Virgin-Atlantic-Idee, die Sicherheitsvorkehrungen als Musikvideo zu inszenieren. Diesen Ansatz hat nun gerade erst das Pop-Duo Chromeo für die fiktive kanadische Fluglinie Mallard Air aufgegriffen und persifliert mit den funky safety instructions nebenbei den Humorwahn der echten Airlines.

All dieser Spaß soll natürlich nicht nur die Passagiere alert für vielleicht lebensrettende Maßnahmen machen. Er soll auch die omnipräsente Flugangst verscheuchen, den Gedanken, den man nicht denken will, dass nämlich Fliegen in seltenen Fällen tödlich ist. Man lacht gemeinsam darüber, dass dort oben in der Luft im Zweifel die Luft knapp werden könnte, hihi, Sauerstoffmasken. Man lacht und vergisst, dass eine erfolgreiche Notlandung auf dem Wasser äußerst, äußerst unwahrscheinlich ist und man die Schwimmweste unter dem Sitz wohl nie benutzen wird.

Selbst Fluglinien, die sich ihr seriöses Image bewahren wollen, fühlen sich jetzt unter Druck, besondere Sicherheitsvideos anzubieten. Das wird dann mal sehr getragen oder auch mal sehr verkünstelt. Jedenfalls wird es immer sehr lang und die Frage ist, was man als Reisender tun kann, um die Fluglinien dazu zu bewegen, wieder in aller Kürze das mitzuteilen, was mitgeteilt werden muss. Vielleicht würde es helfen, zu versprechen, künftig zuzuhören. Bis zum Ende.

Foto: Screenshot