Nachruf auf ein Scheusal

Unsere Autorin konnte mit Kindern nichts anfangen, bis sie selbst einen Sohn bekam. In einem italienischen Badeort wurde sie nun an ihre Vergangenheit erinnert – und schämte sich sehr.

Dass Italienerinnen und Italiener besonder kinderlieb sind, ist ein Klischee. Aber wie in vielen Klischees steckt auch in diesem eine Menge Wahrheit.

Illustration: Hatty Staniforth

Dieses Frühjahr saß ich vor einem Straßencafé in der italienischen Stadt Viareggio, meinen fünf Monate alten Sohn auf dem Schoß, umringt von Menschen mit herausgestreckten Zungen und wackelnden Köpfen. Mein Sohn gluckste vergnügt, und plötzlich war meine Erinnerung an das Scheusal wieder da.

Das Scheusal hatte sich einige Male der Welt gezeigt, mal war es ignorant gewesen, mal unaufmerksam – und manchmal richtig fies. Jetzt, im italienischen Straßencafé, sah ich es vor mir: Wie es einst am Schreibtisch saß.