Auch solche Berge muss es geben: unbeachtet, unerschlossen, auf Karten kaum zu finden. Der Sex Quinaudox im Wallis ist so einer. Einer, dem Ruhm und Anerkennung bislang versagt blieben, einer, der Verblüffung auslöst, wenn man sich nach ihm erkundigt, und der ganze drei Google-Einträge aufweist. Dabei ist er immerhin 3034 Meter hoch, er erhebt sich am nördlichen Ende des Lac des Dix, der wiederum einige Bekanntheit durch seine Staumauer erlangt hat (sie gilt als größte Europas). Auch der vor allem bei Japanern beliebte Fußweg von Chamonix nach Zermatt liegt nicht fern. Doch was zählt das schon bei 42 Viertausendern allein im Wallis und Nachbarn wie La Luette, 3548 Meter, Mont Blanc de Cheilon, 3869 Meter, La Ruinette, 3875 Meter? Mit ihren schneebedeckten Gipfeln ziehen sie sommers wie winters alle Aufmerksamkeit auf sich.
Dass der Sex Quinaudox nicht für voll genommen wird, liest der Kundige schon an seinem Namen ab: Sex ist in diesem Fall Patois und bedeutet so viel wie Hügel, kleiner Berg. Die Wegweiser auf den Wanderwegen ringsum unterschlagen seine Existenz, und nicht einmal Jean-Paul Dayer, seit mehr als drei Jahrzehnten Bergführer im Wallis, hat ihn je bestiegen: »Warum auch?«, fragt er. Nicht ein winziger Pfad führt über seine Hänge. Nur Gemsen und Steinböcke staksen vorsichtig über seine Felsen.
Der Sex Quinaudox wird bleiben, was er ist: ein Kleiner unter Großen, der immer nur zufällig mit aufs Bild gerät. Und bestenfalls ein wenig vom Glanz seiner spektakulären Umgebung abbekommt.
Höhe: 3034m
Übernachten: Hotel Dents de Veisivi, Les Haudères, Tel. 0041/27/2831101, www.veisivi.ch.
Essen: Ausgezeichnetes Raclette gibt es etwa im Le Vieux Mazot in Evolene, Tel. 0041/27/2831125.
Unbedingt: Ein Spaziergang durch Evolene lohnt sich allein wegen der beeindruckenden alten Holz-häuser.