Der Lift stoppt auf 3300 Metern. Es ist wahnsinnig kalt. Der erste Blick auf dem Tiefenbachkogel fällt auf das weite Feld Hunderter Gipfelinseln; ich erkenne das abgenutzte Motiv Caspar David Friedrichs, ein versteinertes Meer: einst Beute des wütenden Gottes Poseidon, mittlerweile reine Touristen-Folklore. Aber dann: ein schmaler Steg, eine halbrunde etwa 30 Meter lange Stahlkonstruktion ins Freie, gehalten von zwei Stahlseilen, darunter der Abgrund. Dort liegt der Tiefenbachgletscher, ein gefrorener Fluss, zerfurcht wie ein nicht begradigter breiter Wildbach. So schauen Götter auf die Welt. Ich stehe am Geländer und traue mir aus Ehrfurcht kein beschreibendes Wort zu, bleibe stumm vor Scham. Ein kleiner Junge steht ein bisschen abseits: »Schau mal, Papa, wir können fast von einem Gipfel zum anderen hüpfen!« Tatsächlich wirkt die Plattform wie eine abgebrochene Brücke, die einst Berge und vielleicht auch den Himmel mit ihnen vereinte. Ein junges Paar tauscht verliebte Blicke. Da! Romantik! Kälte und den fröstelnden Wind spüre ich nicht mehr.
Langsam breitet sich in mir ein Gefühl der Wärme aus.
Höhe: 3309m
Übernachten: Naturhotel Waldklause, Längenfeld, Österreich, Tel. 0043/ 5253/5455, www.waldklause.at, DZ ab 122 Euro.
Essen: Tiroler Jagdstube, Hochgurgl, Tel. 0043/5256/6265. Natürlich erstklassiges Fondue.
Unbedingt: Aqua Dome Tirol Therme Längenfeld, Tel. 0043/5253/6400, www.aqua-dome.at.