SZ-Magazin: Zu Beginn wussten Sie nur, dass Sie ein Buch über Begehren schreiben wollen. Also sind Sie sechsmal durch die USA gereist und haben mit Hunderten Männern und Frauen geredet, die am Ende nicht einmal darin vorkamen. War es so schwer, Menschen zu finden, die offen über ihre Sexualität sprechen?
Lisa Taddeo: Es war überhaupt nicht schwer, Leute zu finden, die darüber reden, was sie vor zwei Wochen Verrücktes erlebt haben. Aber ich interessierte mich nur für Menschen mit einem großen Bewusstsein für sich und die eigenen Bedürfnisse, mit einer besonderen Aufrichtigkeit. Und das war wirklich schwer: Jemanden zu finden, der ehrlich und reflektiert erzählen kann. Das war auch einer der Gründe, warum ich mich im Laufe der Recherche immer weniger für die Geschichten von Männern interessierte. Da gab es oft eine Art Angeberei, die sich über das Erlebte lagerte. Nicht alle, aber viele wollten als eine Art Verführer gesehen werden, sie versuchten, das Bild von sich zu kontrollieren, statt sich schonungslos ehrlich selbst zu betrachten.
»Gerade die Frauen mögen die Jagd«
Lisa Taddeo hat einen Bestseller über weibliches Begehren geschrieben – und kann Antworten geben auf die Frage, was Frauen mehr als alles andere verdient haben. Ein Gespräch über Lust, den männlichen Blick, Schmerz und Liebe.