Mooooooment!

Bitte nehmen Sie sich kurz Zeit. Sie wissen selbst: Reisen schadet der Umwelt. Aber wer sich etwas bremst und ein paar Details beachtet, muss nicht auf Urlaub verzichten. Hier ein paar höfliche Hinweise.

(Lesen Sie auf den folgenden Seiten: "Vier sehr gute Ökohotels in der Nähe", "Drei luxuriöse Alternativen zum klassischen Urlaub", "Gut zu wissen" und "Der perfekte Ökotourist")

Herr Hickman, Sie haben das Buch »Und tschüss! Was wir anrichten, wenn’s uns in die Ferne zieht« geschrieben. Was müssen wir ändern, wenn wir auf Reisen der Umwelt möglichst wenig schaden wollen?
Leo Hickman:
Wenn wir unseren CO2-Ausstoß ernsthaft verringern wollen, müssen wir versuchen, seltener als heute zu fliegen. Das heißt nicht: überhaupt nicht mehr zu fliegen. Aber es bedeutet, immer auch über Alternativen nachzudenken, zum Beispiel abwechselnd Urlaub in der Nähe und in der Ferne zu machen, also nur jedes zweite Mal zu fliegen. Es gibt ja tausend Möglichkeiten, sich in Europa fortzubewegen. Als Brite beneide ich zum Beispiel Deutschland sehr für das gut ausgebaute Schienennetz. Wie können wir gleichzeitig ökologische und luxuriöse Ferien machen?
Das hängt davon ab, was Sie unter luxuriös verstehen. Wenn es bedeutet, dass Sie den ganzen Tag nur Hummer essen wollen, Golf spielen, mit dem Helikopter herumfliegen und ihr Apartment superkühl haben möchten, dann müssen Sie umdenken. Aber wenn Sie es auch luxuriös nennen wollen, jemand anderen zu Hause besuchen zu dürfen – und das ist doch die eigentliche Idee des Tourismus –, dann ist es einfach Luxus, eine tolle einheimische Küche zu genießen, gut organisierte Wildlife-Projekte zu besuchen, bei denen man das Leben wilder Tiere erkunden kann, oder auch einen Ausflug auf einem Boot zu unternehmen.

Wie werden wir in Zukunft reisen?
Mehr Menschen werden unterwegs sein, weil die Flüge noch extrem billig sind und weil Millionen Inder und Chinesen auf den Geschmack kommen und ins Ausland reisen wollen. Das wird zu Engpässen bei Ressourcen wie Wasser führen. Außerdem werden infolge des Klimawandels einige der heute populären Reiseziele nicht mehr attraktiv sein – weil sich die Wüste ausbreitet und der Meeresspiegel steigt. Ich glaube im Übrigen, dass langfristig das Reisen wieder teurer als heute sein wird. Wegen der CO2-Abgaben und steigender Ölpreise kann das Fliegen nicht so billig bleiben. Folglich werden weniger Menschen Langstreckenziele buchen und viele wieder in der Nähe ihrer Heimat Urlaub machen.

Meistgelesen diese Woche:

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Vier sehr gute Ökohotels)

Vier sehr gute Ökohotels in der Nähe

1. Relaxhotel Nebelhorn in Obermaiselstein im Allgäu: Mitglied im Verband »Die Bio-Hotels« und Nichtraucherhotel, mit Sport- und Medical-Wellness-Angeboten. Pro Person im DZ ab 97 Euro, Am Herrenberg 10, 87538 Obermaiselstein, Tel. 083 26/ 36 38-0, www.nebelhorn-relax.de.

2. Naturhotel Waldklause im österreichischen Ötztal: erstes Holzdesignhotel
Tirols, komplett umweltschonend gebaut, ohne Leim und Nägel; Quellwasserbrunnen und 400 m2 Dachsonnenterrasse, Saunawelt, Kochevents. Pro Person im DZ ab 102 Euro, Unterlängenfeld 190, A-6444 Längenfeld, Tel. 0043/52 53 54 55, www.waldklause.at.

3. Ferienart Resort & Spa im Schweizer Saas-Fee: liegt im autofreien Ort auf schneesicheren 1800 Metern, ist mit dem europäischen Ökosiegel, der »Euro-Blume«, ausgezeichnet, Mitglied im Slow-Food-Verband, 13 Gault-Millau-Punkte. Pro Person im DZ ab 149 Euro, CH-3906 Saas-Fee, Tel. 0041/279 58 19 00, www.ferienart.ch.

4. Arosea Life Balance Hotel in Südtirol: ganzheitlicher Ansatz – im gesamten Hotel, auch an der Bar und an Trinkbrunnen gibt es belebtes Granderwasser. Pro Person im DZ ab 105 Euro, Kuppelwies am See 355, I-39016 St. Walburg/Ultental, Tel. 0039/ 0473 78 50 51, www.arosea.it.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Gut zu wissen, Teil 1)

Gut zu wissen , Teil 1

• Die Fluggesellschaft China Southern bittet ihre Passagiere, vor Flugantritt ihr Kleingeld auszugeben, um Gewicht zu reduzieren, und die Toilette zu benutzen – denn eine Toilettenspülung in 9000 Meter Höhe verbraucht einen Liter Kerosin. Also auch wer mit einer anderen Linie fliegt: nach dem Einchecken noch einmal aufs Klo gehen.

• Viele Fluggesellschaften wie TUIfly, British Airways, Virgin Atlantic, Conti-
nental Airlines oder Swiss Airlines, aber auch die Luxus-Airline Silverjet, bieten
ihren Kunden an, einen »klimaneutralen« Flug zu buchen. Zum Ticketpreis kommt eine freiwillige Abgabe zum Ausgleich für die CO2-Belastung durch den Flug. Das Geld fließt dann in Umweltschutzprojekte, vor allem in Entwicklungsländern.

• Thai Airways International recycelt Pflanzenöl, das bei der Essenszubereitung übrig bleibt, und betreibt damit zum Beispiel Heizwasserkessel.

• IATA, der Dachverband der Fluggesellschaften, hat die weltweite Einführung der E-Tickets für Airlines initiiert, wodurch laut IATA-Angaben jährlich 50 000 Bäume weniger gefällt werden.

• Bei einem Flug von Frankfurt in die Dominikanische Republik – einfache Strecke – produziert jeder Passagier rund 2,8 Tonnen CO2. Zu viel, um die Klimaerwärmung
in erträglichem Maß zu halten. Deswegen lautet die Faustregel: Kein Flugzeug besteigen, wenn man weniger als 700 Kilometer reist. Bei einer Flugreise von mehr als 700 Kilometern mindestens acht Tage Aufenthalt einplanen, ab 2000 Kilometer mindestens 15 Tage.

• Die Zahl der Billigflüge aus und nach Deutschland stieg zwischen Mai 2006 und Mai 2007 um 52 Prozent.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Drei luxuriöse Alternativen zum klassischen Urlaub)

Drei luxuriöse Alternativen zum klassischen Urlaub

• Mit dem »König der Züge«, dem Venice Simplon-Orient-Express, von München über Paris nach London. Pro Person in der Doppelkabine (eine Übernachtung) 1800 Euro. Abfahrten 2008: 24.5., 21.6., 20.9., 25.10., Tel. 0221/338 03 00, www.orient-expresstrains.de.

• Im »Kempinski Hotel Heiligendamm« wohnen statt in Istanbul – Blick aufs Meer gibt’s auch hier inklusive. Superior DZ mit Seeblick ab 270 Euro, 18209 Heiligendamm, Tel. 038203/74 00, www.kempinski.com.

• Machen Sie eine Schiffsreise auf der Donau, von und nach Passau über Wien, Budapest, Bratislava und Wachau. Und ganz entspannt fünf der schönsten europäischen Städte sehen. Acht Tage/Außenkabine pro Person ab 1139 Euro, Tel. 0381/458 51 00, www.a-rosa.de.

• Das Hotel Schloss Elmau bezieht seine Wärme für die gesamte Hotelanlage, inklusive der drei Spas und der Pools, über ein Holzhackschnitzel-Heizwerk. Die Holzhackschnitzel liefern die Waldbauern aus der Region und das Hotel spart damit 500 000 Liter Heizöl pro Jahr. DZ 360 Euro mit HP. 82493 Elmau Tel. 08823/180, www.schloss@elmau.de.

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In die Ferne schweifen und dabei ruhig schlafen

• Das »Fortevillage Resort« auf Sardinien nutzt für die Bewässerung der 25 Hektar Grünfläche rund um das Hotel Abwasser.

• Für den Bau des »Four Seasons Resort Koh Samui« in Thailand wurde keine der rund 400 Palmen gefällt – stattdessen wurden die Bungalows um die Pflanzen gruppiert.

• Das Hotel »Hillside Beach Club« in der Türkei pflanzt für jeden Gast eine Eiche zur Wiederaufforstung des Geländes.

• Die »Banyan Tree Hotels & Resorts-Gruppe« will in den nächsten zehn Jahren in Phuket, Bangkok, Lijiang, Ringha, Bintan, auf den Seychellen und Malediven jährlich je 2000 Bäume pflanzen.

• In der »Casa Luna Lodge« in Costa Rica wird mit 100-prozentig abbaubaren Wasch- und Reinigungsmitteln geputzt.

• Das »Emirates Al Maha Desert Resort & Spa« wurde bewusst in traditioneller Bauweise im arabischen Stil errichtet, weil so die Räume auch im Wüstenklima kühl bleiben und die Klimaanlage weniger Energie verbraucht. Im umliegenden Naturschutzgebiet wurden Tiere wieder angesiedelt, die schon als ausgestorben galten.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Gut zu wissen, Teil 2)

Gut zu wissen, Teil 2

• Deutsche stellten im Jahr 2006 10,2 Prozent aller Touristen. Sie geben jährlich mehr Geld für Urlaub aus als jedes andere Land.

• Flugzeuge verursachen rund zehn Prozent der weltweiten Klimaerwärmung. Hin-zu kommt, dass CO2 und Stickoxide, die Flugzeuge ausstoßen, bis zu 100 Jahre in der Atmosphäre bleiben.

• 86 Hotels und Pensionen europaweit erfüllen die Kriterien des Europäischen Ökosiegels für Tourismus; die beiden einzigen ausgezeichneten deutschen Hotels stehen in München: das »King’s Hotel First Class« und das »King’s Hotel Center« (www.kingshotels.de).

• In den Alpen leben 13 Millionen Menschen, aber 50 Millionen Touristen verbringen hier jährlich ihre Winterferien. Etwa drei Viertel der CO2-Belastung in den Alpen werden durch die An- und Abreise der Touristen verursacht.

• Eine Schneekanone braucht rund 4000 Kubikmeter Wasser, um einen Hektar Piste eine Saison lang zu beschneien. Zum Vergleich: Ein Hektar Getreide benötigt während der Wachstumsperiode 1700 Kubikmeter Wasser.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Auf einen Blick)

Auf einen Blick

Verschiedene Transportmittel schädigen das Klima unterschiedlich stark, Flugzeuge geben ihr CO2 in großer Höhe ab, was dessen schädigende Wirkung verdreifacht. So weit fährt oder fliegt ein Tourist, bis die Klimawirkung einer Tonne CO2 erreicht ist:

Mit dem Flugzeug 3000 Kilometer

Mit dem Auto 7000 Kilometer
Mit der Bahn 17 000 Kilometer

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Der perfekte Ökotourist

• Er hat wenig Gepäck dabei. Das ist hilfreich bei der Zugfahrt. Aber auch bei der Flugreise, weil weniger Gepäck weniger Kraftstoffverbrauch bedeutet.

• Mit Bus- und Zugfahrplan ausgestattet, erkundet er sein Urlaubsziel und bewegt sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fort statt mit dem Mietwagen.

• Als Mitbringsel wählt er regionale Spezialitäten wie Öl, Wein, Oliven, Käse, Schinken. Auf keinen Fall aber bringt er seltene Pflanzen oder Tiere mit.

• Er hat Wanderschuhe an den Füßen, ein Fernglas in der Hand und weiß: Naturerkundungen in der Umgebung sind die ökologischste Freizeitbeschäftigung.

• Er hat seine eigene Wasserflasche zum Nachfüllen dabei und muss sich nicht Plastikflaschen kaufen. So spart er Müll.

• Er trägt die Kleidung der Einheimischen, da er sich intensiv mit der Kultur seines Gastlandes befasst und Kultur und Religion der Menschen respektiert. Denn: Nachhaltiger Tourismus heißt nicht nur umweltschonend zu reisen, sondern auch sozial.