Straßenkunst

Entwürfe für neue Karosserien gestalten Autodesigner mit Klebeband. Für uns zeigen sie exklusiv die Modelle einmal dort, wo sie in Zukunft wirklich stehen könnten.

Die neue C-Klasse von Mercedes-Benz, vom Stuttgarter Designteam mit Klebestreifen an die Wand eines Verkehrstunnels gepappt. Diese Klebetechnik nennen Autodesigner »Tapen«: Sie ermöglicht es, einen Autoentwurf in Originalgröße zu sehen, dabei aber die geklebten Linien jederzeit zu verändern. Für so ein Klebebild, ein »Tape-Rendering«, brauchen die Designer 20 Rollen schwarzes, graues, weißes und rotes Klebeband verschiedener Breiten und jede Menge Geduld – sechs Stunden haben sie daran gearbeitet. Das echte Auto ist ab März in drei Ausstattungsvarianten als Benziner oder Diesel erhältlich.

So sieht der neue Porsche Cayenne Turbo aus, wenn er bald im Straßenverkehr auftaucht: Als Vorgeschmack hat ihn das Porsche-Designteam an die Wand einer Tiefgarage geklebt, auch wenn die Auslieferung erst im März beginnt. Die neuen Cayenne-Modelle sind ein wenig größer als ihre Vorgänger, dafür aber windschnittiger und sparsamer im Verbrauch. Man kann sie als Sechs- oder Achtzylinder mit bis zu 500 PS bestellen.

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In den Geländewagen Q7 von Audi, seit letztem Frühjahr erhältlich, passen bis zu
sieben Personen, die es sich in 28 Sitz- und Beladevarianten gemütlich machen
können. Um dieses Modell an die Wand zu tapen, haben drei Audi-Designer fast
sieben Stunden lang geklebt. Die Räder hatten sie schon als Papierausdrucke dabei.

Porsche-Designer Shui Chai Yamasita, 38, beschreibt Tapen als »ein sehr physisches Gefühl, eine Linie zu ziehen«. Weil Auto-Entwürfe jeder Größe heute am
Computer ausgedruckt werden können, wird die Tape-Technik in Designstudios nur noch selten angewendet.

»Das Schöne am Tapen ist, dass du mit Armen und Beinen im Modell steckst«, sagt Volker Leutz, 39, der das Design des neuen Smart Fortwo mitgestaltet hat – bis der vom Band gelaufen ist, hat er ihn schon mal in diese Einfahrt geklebt. Zu kaufen ab April.

Mit fünf Siegen hat sich der R8 von Audi schon als erfolgreichstes Auto auf der 24-Stunden-Strecke von Le Mans bewiesen – als zahmere Version wird er bald im Straßenverkehr zu sehen sein: mit einem 420 PS starken Motor, V8-Triebwerk, Allradantrieb und Aluminiumkarosserie. Zu kaufen gibt es die Rennsemmel erst ab April, zur Ansicht haben die Audi-Designer ihn vorab in diese Auffahrt geklebt.

Von Nahem sieht ein Tape-Rendering aus wie eine Zeichnung mit unterschiedlich dicken Filzstiften – nur dass anstelle von Stiften Klebeband zwischen zwei und 50 Millimeter Breite benutzt wird: Für die Reflexe am Rücklicht des R8 haben die Audi-Designer sehr feines rotes Klebeband gewählt. Nur die Reifen sind aus Papier: Sie zu tapen würde allein einen ganzen Tag verschlingen.
Weitere Bilder finden Sie hier. Fotos: Ulrike Myrzik und Manfred Jarisch; Fotoassistenz: Roderick Aichinger; Produktion: Kerstin Greiner und Julia Rothhaas.
Vielen Dank an SWISS RE, Unterföhring bei München, ALLIANZ ARENA, München, KUSTERMANN-TUNNEL, München, und an die Designteams: Patrick Dorenbeck, Stephan Fahr-Becker, Wolf Seebers, Andrea Pickl, Alex Lyne, Florian Flatau (Audi), Steffen Koehl, Volker Leutz, Emil Burki (Mercedes, Smart), Anthony Hatter, Hugh Robinson, Shui Chai Yamasita (Porsche).