Dass ich ein wahrer Quittenverehrer bin, werden aufmerksame Leser schon hier bemerkt haben. Zu meiner Freude stehen in meinem Wohnviertel einige alte Quittenbäume – und in den kommenden Wochen sicher wieder ein paar Kisten mit Quitten auf Gartenmäuerchen zum Mitnehmen: eine Art lokale Sharing-Kultur ohne jedes Internet.
Die Quittenernte überfordert viele Baumbesitzer, denn die Früchte sind hart, man muss sie schneiden und so viel Quittengelee, wie ein einzelner halbwegs gesunder Baum hervorbringt, kann eine einzelne Familie gar nicht aufessen. In meinem Keller lagert deshalb noch fantastisches Quittengelee – von 2012. Doch ich habe eine Lösung gefunden: Quittensaft ist ein wirklich großer Genuss. Dabei entspricht ein Glas Quittensaft einem Glas Quittengelee, ist aber sofort ausgetrunken – Quittenschwemme ade!
Es gibt zwei Arten Quitten zu entsaften: Man kann die Früchte wie Äpfel roh schreddern und pressen. Entweder in kleinen Haushaltsentsaftern oder in Obstgegenden auch bei Lohnkeltereien – nicht alle nehmen allerdings die harten Früchte an. Der rohe Saft schmeckt leicht herb aber gut, sehr erfrischend. Auch manchem Apfelsaft wird Quittensaft beigemischt, als eine Art natürlicher Geschmacksverstärker. Bis zu fünf Prozent müssen auf der Apfelsaftflasche nicht einmal deklariert werden.
Doch für mich ist die wahre Entdeckung ein Saft aus gekochten Quitten. Also der Saft, den man zu Quittengelee einkochen könnte. Im kochenden Wasser entfaltet sich das Quittenaroma besonders gut und vor allem löst sich Pektin aus den Früchten. Das bindet den Saft ein wenig, ähnlich wie Gelatine eine reichhaltige Brühe bindet.
Im Mund fühlt es sich an, als würde der cremig-viskose Quittensaft Gaumen, Zunge und Hals streicheln. Jeder Schluck Quittensaft wirkt wie eine Duftentspannung mit gleichzeitiger Wellnessmassage von innen!
Quittensaft kochen
Es geht ganz einfach: Alle Quitten waschen, falls nötig den Flaum abreiben. Die Früchte mit einem großen Sägemesser vierteln, die Stücke in dicke Scheiben schneiden und in einem passenden Topf knapp mit Wasser bedecken, weich kochen. Je nach Sorte kann das zwischen 30 und 60 Minuten dauern.
Den Saft durch ein feines Sieb abgiessen, in Flaschen mit Schraubdeckeln oder Bügelverschluss füllen und sofort verschliessen. Kleine Mengen im Kühlschrank lagern und in ein oder zwei Monaten verbrauchen oder größere Mengen zusätzlich sterilisieren. Dafür ein Küchentuch oder ein Gitter in einen Topf legen, in dem die Flaschen eng nebeneinander stehen. So fallen sie später nicht um. Die Flaschen mit dem heißen Saft in den Topf stellen. Mit heißem Wasser bedecken, aufkochen und zwanzig Minuten kochen lassen. Solange die Flaschen geschlossen bleiben, hält sich der Saft einige Jahre ohne Kühlung.
Bevor ich zu dieser simplen Methode zurückgekommen bin, habe ich alle möglichen Varianten probiert - mit Zitronensaft, Gewürzen und Zucker. Aber das braucht es alles nicht, das Aroma ist wunderbar und der Saft süß genug. Nicht ganz reife oder sehr herbe Sorten mögen mit einer Prise Zucker oder Honig gewinnen – bei den Feld-Wald-und-Wiesen-Quitten aus meinem Garten ist das nicht nötig und die türkischen Quitten im Gemüsehandel brauchen erst recht keine zusätzliche Süße.