»Im Schatten des Würfels wird vieles unsichtbar«

Ernő Rubik hat vielen Menschen Kopfschmerzen bereitet, nicht wenige hat er reich gemacht – und sich selbst einen prominenten ­Beinamen verschafft: Der »Erfinder des Zauber­würfels« spricht über den Geist, den er rief, aber nicht wieder loswurde.

Immer wieder berichteten Journalisten über Ernő Rubiks Unlust zu Interviews: Einmal habe er sich vorab die Fragen geben lassen und dann seinerseits ein Manuskript mit fertig formulierten Antworten überreicht. Unsere Kollegen hatten Glück und trafen in Budapest auf einen vergnügten, redseligen, ausdauernden Erfinder. Gerade ist bei C. H. Beck sein Buch Cubed. Der Zauberwürfel und die großen Rätsel dieser Welt erschienen.

Auf dem Klingelschild findet sich anstelle des Namens ein kleiner gelber Aufkleber – eines der 54 farbigen Plättchen des Würfels, mit dem Ernő Rubik Anfang der Achtziger weltberühmt wurde. Normalerweise überlässt der Ungar bevorzugt seiner Erfindung die Bühne, mit 76 Jahren hat er jetzt ein Buch geschrieben, in dem er zum ersten Mal ausführlich seine Sicht auf den Würfel erklärt: »Obwohl ich für die Farben und das Design verantwortlich bin, existiert er als Kunstwerk in einer ganz eigenen Sphäre, irgendwie unabhängig von mir. Ich habe zunehmend den Eindruck, als habe der Cube nur darauf gewartet, entdeckt zu werden, und ich war der Glückliche, der zufällig darüber stolperte.« Rubik lebt heute in einer grünen, hügeligen Gegend von Buda, dem westlich der Donau gelegenen Teil Budapests, in einem fünfstöckigen Haus, das der Architekt selbst entworfen hat. Zum Interview führt er auf eine Terrasse, die einen weiten Blick über ein Tal auf bewaldete Hänge freigibt.