»Wir können nicht die ganze Zeit hinschauen«

Um den Klimawandel zu begreifen, brauchen wir auch Bilder. Die können Menschen ­aufrütteln – oder entmutigen, sagt Birgit Schneider: Sie erforscht die Bildsprache des Klimawandels.

Solche Bilder bringen uns ­Katastrophen am ­anderen Ende der Welt wie hier in Australien zwar nah, aber so ein Anblick ­kann uns laut Birgit Schneider auch lähmen.

Foto: Sewell/Oculi/VU/laif

SZ-Magazin: Frau Schneider, Sie erforschen die Bedeutung von Klimabildern: von Fotos, Filmen, Weltkarten, Diagrammen, Grafiken, Montagen. Was bekommen wir am häufigsten zu sehen?
Birgit Schneider: Es überwiegen die Bilder der Folgen und Auswirkungen: Überschwemmungen, Waldbrände, Korallensterben, Gletscher, die schmelzen. Meistens ohne Menschen. Seltener sehen wir Bilder der Verursacher – die Kohlekraftwerke, den Verkehr, die Industrie, die Lebensstile. Auch seltener sehen wir Bilder der Opfer sowie der Akteure, also Aktivisten, Politiker, Menschen, die etwas tun.

Warum ist das so?
Fotos und Filme der Folgen können etwas in unsere Nähe bringen, was uns eigentlich sehr fern ist, wie die Waldbrände in Brasilien oder Australien. Vor allem wenn Tiere darauf sind, können wir uns identifizieren. Zu den Feuern in Australien gab es Fotos von süßen, hilflosen Tieren vor dem brennenden Wald. Das geht dann viral.