»Niemand ist stolz darauf, sich zu verstecken«

Seit Februar 2022 hat ein junger Ukrainer seine Wohnung im Grenzgebiet zu Russland nicht mehr verlassen – aus Angst, eingezogen zu werden. Hier berichtet er von seinem einsamen Leben am PC, dem ewigen schlechten Gewissen und den letzten Hoffnungsfunken.

Vor Situationen wie dieser versteckt sich der junge Ukrainer: Soldaten im Einsatz gegen russische Streitkräfte an der Front bei Bachmut.

Foto: Johanna Maria Fritz / Ostkreuz

SZ-Magazin: Sie haben Ihre Wohnung seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine nicht mehr verlassen. Warum genau?
Soldat: Weil sie mich sonst direkt rekrutieren und in den Krieg schicken würden.

Das würde sofort passieren?
Klar, ich bin 27 Jahre alt, die Wehrpflicht beginnt mit 25. Die offiziellen Stellen verteilen Aufrufe auf der Straße. Angeblich hat es auch schon Fälle gegeben, in denen Menschen direkt von der Straße weg im Auto entführt und zum nächsten Rekrutierungszentrum gebracht wurden. Von dort geht es weiter zu militärischen Einheiten, ohne dass auch nur eine medizinische Untersuchung stattfindet. Aber Genaueres weiß ich da nicht, ich war ja nie draußen.